/ Romneys Trip durch Londons Fettnäpfe
„Wenn uns Mitt Romney nicht mag, sollte uns das nicht kümmern“, betitelt der „Daily Telegraph“ einen Kommentar zu Romneys Äußerungen in einem Interview, in dem er gewisse Bedenken anmeldete, dass die Olympischen Spiele in London reibungslos über die Bühne gehen werden und die Fähigkeit der Londoner in Zweifel zog, die Spiele zu genießen.
„Hätte er nur einen Funken Verständnis für die britische Seele, wüsste er, dass wir nach allem Gejammer und Genörgel im Vorfeld am Abend selbst die Eröffnung der Spiele so feiern werden, wie sie es verdienen“, schreibt der Kommentator des rechtslastigen Blatts. Und: „Mitt Romney ist vielleicht der einzige Politiker, der es fertigbringt, eine Reise, die als Charme-Offensive gedacht war, zu beginnen, indem er absolut ohne Charme und leicht beleidigend auftritt.“
Der liberale „Guardian“ findet ebenfalls keine lobenden Worte: „Mitt Romney sorgte an seinem ersten Tag in London für Schlagzeilen, indem er alle möglichen falschen Dinge sagte und tat. Die Reise sollte ihn staatsmännisch aussehen lassen, stattdessen sah er aus wie Mr. Bean.“
Der talentierte Mister Romney
In einer Pressekonferenz vor dem Treffen mit Premierminister David Cameron ruderte Romney in puncto Olympia zurück und versicherte, die Spiele würden ganz sicher „die Herzen vieler Menschen berühren“. Doch zuvor hatte sich Cameron bereits gerächt und gesagt, es sei ja wohl einfacher, die Spiele „in the middle of nowhere“, im Nirgendwo, zu veranstalten als mitten in einer der lebhaftesten und verkehrsreichsten Städte der Welt – eine nette Anspielung darauf, dass Romney für die Organisation der Spiele in Salt Lake City zuständig gewesen war.
Auch Londons Bürgermeister Boris Johnson störte sich an den Äusserungen Romneys und wies sie entschieden zurück. „Da gibt es einen Typ namens Mitt Romney, der wissen will, ob wir bereit sind“, sagte er vor zehntausenden Menschen im Hyde Park. „Sind wir bereit? Jawoll!“ Romney schaffte es zudem, den Chef der Labour-Partei, Ed Miliband, als „Mr. Leader“ (Herr Führer) zu bezeichnen, weil er offensichtlich dessen Namen vergessen hatte.
Am Tag zuvor hatte Romney bereits für Unmut gesorgt, weil ein Mitglied seines außenpolitischen Beraterstabs in einem Interview gesagt hatte, Romney verstehe die angelsächsischen Bande zwischen Großbritannien und den USA besser als der jetzige Bewohner des Weißen Hauses – eine Bemerkung, die laut Romneys Kampagnenleitung „nicht von jemandem innerhalb des Romney-Zirkels“ stamme.
Der Olympionike der besonderen Art
Wobei auch Obamas Wahlkampfstrategen nicht eben zimperlich sind: In einem just zu Romneys Auslandsreise getimten Video (s. unten) machen sie den Rivalen zum Olympioniken in allerlei despektierlichen Disziplinen wie Outsourcing von Jobs, erinnern daran, dass er die Uniformen für Salt Lake City in Burma orderte und listen die Schweiz als Medaillengewinner in der Disziplin „Secret Banking“ auf.
Trotz des harschen Gegenwindes will Romney am Abend die Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele in London besuchen, bevor er nach Israel und Polen weiterreist.
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