Richtungsstreit im Vatikan

Richtungsstreit im Vatikan
(AFP/Filippo Monteforte)

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Die katholische Kirche definiert ihre Familienpolitik neu. Es toben allerdings zum Teil heftige Richtungskämpfe zwischen liberalen und konservativen Theologen.

Seit Sonntag berät Papst Franziskus im Vatikan mit Bischöfen aus aller Welt über die Frage, welche Positionen die Kirche in Zukunft vertreten wird – die Entscheidungen dürften für lange Zeit gelten.

Worum geht es?

Bei der Synode steht das katholische Familienbild auf dem Prüfstand. Es geht um die Frage, ob die Kirche ihre bisherige traditionelle Lehre aufrecht hält oder einige Positionen verändert. Eine Veränderung würde, wie Umfragen zeigen, vor allem eine Anpassung an die Lebensrealität vieler Katholiken bedeuten.

Was sind die wichtigsten Streitpunkte?

Besonders leidenschaftlich wird der Umgang mit Menschen diskutiert, die nach Ansicht der katholischen Kirche in „irregulären“ Partnerschaften leben, etwa Homosexuelle oder Paare ohne Trauschein.

Auch die Frage, ob wiederverheiratete Geschiedene zur Kommunion zugelassen werden sollten, sorgt für erbitterte Diskussionen. Während die Reformer für mehr Offenheit plädieren, warnen konservative Bischöfe vor einer Verwässerung der katholischen Lehre.

Wie verlief die Diskussion bisher?

Zur Vorbereitung der Synode wurde Ende 2013 ein Fragebogen zu den Themen Ehe und Familie an die Bistümer in aller Welt geschickt. Der Vatikan wollte wissen, was die Gläubigen von der katholischen Familien- und Sexualmoral halten. Die Umfrage offenbarte, dass selbst viele treue Kirchgänger die offizielle Lehre als wenig lebensnah einschätzen.

Papst Franziskus machte mehrfach deutlich, dass er sich eine Öffnung seiner Kirche wünscht – zum Ärger der Konservativen, die vor allem in den Entwicklungsländern stark vertreten sind. Zuletzt setzte er kurz vor der Synode ein Zeichen, indem er das Verfahren zur Annullierung der Ehe vereinfachte.

Welche Ergebnisse brachte die erste Familiensynode?

Bereits im Oktober 2014 trafen sich Bischöfe aus aller Welt, Fachleute, Gasthörer und Vertreter anderer Kirchen zu einer außerordentlichen Familiensynode. Bei den Beratungen verfehlten Entwürfe zur Zulassung Wiederverheirateter zu den Sakramenten und zur Öffnung für Homosexuelle aber die nötige Zweidrittelmehrheit der stimmberechtigten Delegierten.

Nach der nun begonnenen zweiten Synode soll es nun aber auch Entscheidungen geben – Franziskus wird diese in einem sogenannten Apostolischen Schreiben formulieren.

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