Rechte Hooligans stören Trauernde

Rechte Hooligans stören Trauernde
(Geert Vanden Wijngaert)

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Auch Tage nach den Brüsseler Anschlägen fahndet die Polizei weiter nach mutmaßlichen Terroristen. Die Opferzahl wurde indes revidiert. Hooligans stören das Gedenken in Brüssel.

Mehrere Hunderte Hooligans haben indes das Gedenken auf dem Brüsseler Börsenplatz gestört. Auf Fernsehbildern waren am Sonntag teilweise vermummte Personen in schwarz zu sehen. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Belga umfasste die Gruppe um die 450 teils alkoholisierte Menschen. Sie skandierten: „Belgische Hooligans. Wir sind hier zu Hause“. Beobachter berichteten von Hitlergrüßen, der Sprecher erwähnte „faschistische Grüße“. Polizisten rückten zur Sicherung des Platzes an. Es kam zu Rangeleien mit Polizisten, die mit Schlagstöcken, Schildern und Helmen ausgerüstet waren. Die Sicherheitskräfte setzten Wasserwerfer ein. Die Polizei sperrte den Platz Belga zufolge ab. Nach Einschätzung von Zeugen vor Ort schien es sich um Rechtsextreme zu handeln.

Die belgische Polizei nahm rund zehn Tatverdächtige vorübergehend fest. Die Unruhestifter hatten am Sonntagnachmittag Schäden im öffentlichen Raum verursacht und brennende Gegenstände auf Polizisten geworfen, wie ein Polizeisprecher der Nachrichtenagentur Belga sagte. Premierminister Charles Michel verurteilte das Verhalten der Unruhestifter scharf. „Ich verlange Respekt in einem Augenblick der Trauer für das ganze Land“, erklärte er.

Unter Polizeigeleit zum Bahnhof

Ein massives Polizeiaufgebot geleitete die Hooligans zurück zum Brüsseler Nordbahnhof, Läden entlang des Weges wurden auf Anordnung der Ordnungskräfte geschlossen. Die Störer wurden mit Zügen nach Mechelen und Antwerpen geschickt.

Trotz der Absage eines geplanten Gedenkmarschs für die Opfer der Terroranschläge versammelten sich am Nachmittag mehrere Hundert Menschen an der Börse.

Razzien

Am Sonntagmorgen gab es an verschiedenen Orten insgesamt 13 Hausdurchsuchungen, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte, die meisten davon im Großraum Brüssel. Die Razzien stünden im Zusammenhang mit Terrorismus-Ermittlungen. Eine ausdrückliche Verbindung zu den Attentaten vom Dienstag stellte die Behörde aber nicht her.

Von insgesamt neun festgenommenen Personen wurden bis zum Nachmittag fünf wieder auf freien Fuß gesetzt. Bei den übrigen sollte ein Richter im Laufe des Tages über eine mögliche Untersuchungshaft entscheiden.

Opferzahl wird revidiert

Nach den Brüsseler Terroranschlägen vom Dienstag hat das nationale Krisenzentrum die Zahl der Toten präzisiert. Es stellte am Wochenende klar, dass die bislang genannten 31 Toten die drei Selbstmordattentäter einschließen, die sich selbst in die Luft sprengten. Damit fielen 28 Menschen dem Terror der Attentäter zum Opfer. 340 Menschen wurden verletzt. 101 davon waren am Samstag noch im Krankenhaus, darunter 62 auf der Intensivstation. 32 Menschen wurden in einem Spezialzentrum für schwere Verbrennungen versorgt.

Von den 28 unschuldigen Todesopfern wurden bisher 24 identifiziert – 14 am Flughafen, 10 an der Metrostation Maelbeek. 13 dieser Toten waren Belgier, 11 kamen aus insgesamt acht verschiedenen anderen Ländern. Darunter ist auch eine Frau aus Aachen.

Spezialisten der belgischen Polizei bemühen sich weiter um die Identifizierung der Opfer. Dabei arbeiten sie mit Rechtsmedizinern zusammen, mit Fachleuten für Genmaterial und mit auf das Gebiss spezialisierten Experten. Auch die internationale Polizeibehörde Interpol ist vertreten.

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