Premierminister Valls räumt „Versagen“ der französischen Justizbehörden ein

Premierminister Valls räumt „Versagen“ der französischen Justizbehörden ein
(Christophe Petit Tesson/dpa)

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Nach dem islamistischen Anschlag auf eine Kirche in Nordfrankreich räumt Premierminister Manuel Valls ein "Versagen" der Justizbehörden ein. Der Umgang der Justiz mit mutmaßlichen Dschihadisten müsse sich ändern.

Nach dem islamistischen Anschlag auf eine Kirche in Nordfrankreich hat Premierminister Manuel Valls ein „Versagen“ der Justizbehörden eingeräumt. Dass die Staatsanwaltschaft einen der beiden Attentäter mit einer elektronischen Fußfessel in den Hausarrest entlassen habe, sei ein Fehler gewesen – „das sollten wir anerkennen“, sagte Valls der Zeitung „Le Monde“ vom Freitag.

Die beteiligten Beamten dürften aber „nicht für diesen Terroranschlag verantwortlich gemacht werden“. Trotzdem müssten die Justizbehörden ihren Umgang mit mutmaßlichen Dschihadisten ändern und künftig „von Fall zu Fall“ entscheiden, sagte Valls in dem Interview. Der Premierminister sprach sich zudem dafür aus, Moscheen zumindest für eine bestimmte Zeit zu verbieten, Geld aus dem Ausland anzunehmen. Imame sollten künftig in Frankreich ausgebildet werden.

Untersuchungshaft

Auch das Verhältnis zum Islam insgesamt müsse überdacht werden, um „eine neue Beziehung“ aufzubauen. Seit Donnerstag ist klar, dass beide Angreifer auf eine Kirche in Nordfrankreich den französischen Sicherheitsbehörden bekannt waren. Einer von ihnen, der 19-jährige Adel Kermiche, war wegen zwei fehlgeschlagener Syrien-Reisen in Untersuchungshaft genommen worden.

Er wurde aber im März mit einer elektronischen Fußfessel in den Hausarrest entlassen. Kermiche und der ebenfalls 19-jährige Abdel Malik Petitjean hatten am Dienstag eine Kirche in Nordfrankreich attackiert. Sie töteten einen 86 Jahre alten Priester und verletzten einen Gottesdienstbesucher schwer, bevor sie von Polizisten erschossen wurden. Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) beanspruchte den Anschlag für sich.

Drohungen

Die IS-nahe Agentur Amaq veröffentlichte ein Video, in dem die Kirchenangreifer IS-Anführer Abu Bakr al-Bagdadi die Treue schwören. Wie das auf die Auswertung von Islamisten-Websites spezialisierte US-Unternehmen Site am Donnerstag mitteilte, hat Amaq noch ein zweites Video veröffentlicht, das Petitjean offenbar allein aufgenommen hat. Der 19-Jährige, der ein grün-weiß gestreiftes Poloshirt trägt, spricht in dem knapp zweieinhalbminütigen Video Französisch und Arabisch. Er spricht darin Drohungen gegen Frankreich aus, wobei er Präsident François Hollande und Premierminister Valls teilweise direkt anspricht.