Plätze für ältere Drogenabhängige fehlen

Plätze für ältere Drogenabhängige fehlen
(Alain Rischard )

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Drogenabhängige sind nicht zwangsläufig „jung“. Laut der „Fondation Jugend- an Drogenhëllef“ wird es in der Zukunft in Luxemburg an Wohnplätzen für ältere Drogenabhängige fehlen.

„Ältere Drogenabhängige altern doppelt so schnell wie Menschen, die keine Drogen nehmen“, sagt Jean-Nico Pierre, Direktor der der „Fondation Jugend- an Drogenhëllef“. Mit „ältere“ ist die Gruppe derjenigen gemeint, die 40 Jahre und mehr alt sind. „Mit 40 Jahren haben sie oft die gleichen Probleme wie Menschen mit 70“, sagt Pierre.

Was ist, wenn sie gebrechlich werden und nicht mehr selbstständig leben können? Wo können sie untergebracht werden? Dafür gibt es bislang in Luxemburg keine speziellen Einrichtungen. „Das kommt aber auf uns zu“, sagt Pierre. Er sagt das vor dem Hintergrund, dass sowohl die „Stëmm vun der Strooss“ als auch das Foyer „Ulysse“ von der Caritas, als auch die „Fixerstuff“ um die Problematik wissen. Sie betrifft drogenabhängige Menschen, die auf der Straße leben gleichermaßen wie diejenigen, die in einer Wohnung leben.

Umgang mit älteren Drogenabhängigen ist gesellschaftliches Problem

50 Wohnungen stehen bei der Fondation zur Verfügung, um Drogenabhängige unterzubringen. 60 Prozent der dort untergebrachten Menschen mit Drogenproblemen sind über 40 Jahre alt und sie werden – dank gewachsener medizinischer Möglichkeiten – älter werden. Der Älteste der dort Betreuten ist 65 Jahre alt und eingeschränkt mobil.

Bislang hilft die Fondation sich in solchen Fällen selbst. Sie sucht auf dem Wohnungsmarkt eine geeignete Wohnung oder sie fragt bei der „Agence immobilière sociale“ (AIS) oder beim „Fonds du logement“ nach. „Irgendwann sind aber auch dort die Grenzen erreicht“, sagt Pierre, „in den nächsten fünf Jahren muss eine Lösung gefunden werden, was wir mit den Menschen machen“.

Der Umgang mit älteren Drogenabhängigen, die hinfällig und pflegebedürftig werden, sei ein gesellschaftliches Problem. Pierre hält es für keine gute Lösung, ältere Drogenabhängige zusammen mit anderen Nicht-Drogenabhängigen im selben Alters- oder Pflegeheim unterzubringen. Denkbar ist für ihn ein Zukunftsmodell, dass beispielsweise ein Flügel oder ein Stock eines Alten- oder Pflegeheimes für ältere Abhängige reserviert ist, und dies ohne Einschränkung der Art ihrer Abhängigkeit.

Zustand wird sich verschlechtern

40 Prozent der Teilnehmer an den Substitutionsprogrammen der Fondation sind älter als 40 Jahre. Durchschnittlich betreut die Fondation 110 Teilnehmer in dem Programm pro Jahr. „Das können wir noch gut betreuen“, sagt Pierre, „aber der Zustand wird sich immer mehr verschlechtern, da müssen wir uns Gedanken über ihre psychischen und physischen Einschränkungen machen“.

Die „Jugend- an Drogenhëllef“ nimmt teil an einem Erasmus-Plus-Programm zwischen Frankfurt, Amsterdam, Prag und Barcelona. Es läuft seit dem 1. September unter dem Titel „Better treatment for aging drug users“. Die teilnehmenden Länder des Programms stellen ihre „best practices“ vor und entwickeln Standards für den Umgang mit älteren Drogenabhängigen für die Zukunft. „Wir als Luxemburger lernen von den anderen und wir wollen deren Fehler nicht wiederholen“, sagt Pierre.

2018 ist das Projekt abgeschlossen und endet mit einer „Summer School“ in Frankfurt, an der auch Luxemburger teilnehmen werden, um den Wissenstransfer zu garantieren. „Dann sehen wir weiter“, sagt Pierre. Gelöst ist die Problematik damit nicht, aber es ist ein erster Schritt getan.