Papst erwähnt „Völkermord“ nicht

Papst erwähnt „Völkermord“ nicht
(AFP/Andrew Medichini)

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In einer ersten Ansprache während seines dreitätigen Aufenthalts in dem Land sieht Papst Franzikus von der Verwendung des politisch aufgeladenen Begriffs ab.

Papst Franziskus hat in Armenien das christliche Erbe des Landes gewürdigt. Er lobte die ehemalige Sowjetrepublik am Freitag dafür, das „Licht des Glaubens“ selbst in ihren dunkelsten Zeiten am Leben gehalten zu haben.

Bei einer Ansprache in Etschmiadsin sprach das katholische Kirchenoberhaupt vom „heiligen Zeichen des Märtyrertums“ von Armeniern, die ab 1915 unter osmanischer Herrschaft gestorben waren.

„Völkermord“

Franziskus hatte die Massaker bereits als Völkermord bezeichnet. Doch sah er diesmal von einer Verwendung dieses Begriffs ab. Viele Historiker betrachten die Massaker von geschätzten 1,5 Millionen Armeniern als Völkermord. Die Türkei lehnt den Begriff ab. Sie hält die Zahl der Toten für überhöht und sagt, dass während des Zusammenfalls des Osmanischen Reichs im Ersten Weltkrieg Menschen auf beiden Seiten des Konflikts gestorben seien.

In dem Land, wo Katholiken eine Minderheit sind, wurde der Papst herzlich willkommen geheißen. Kleinere Gruppen von Bewohnern säumten am Freitag die Route des Papstes in die Hauptstadt Eriwan. Schulkinder, die in den Farben der vatikanischen Flagge gekleidet waren, begrüßten ihn am Flughafen mit einem großen Banner mit italienischer Botschaft. Der armenische Präsident Sersch Sargsjan, der Patriarch der Armenischen Apostolischen Kirche, Karekin II., und eine Handvoll anderer Beamter empfingen Franziskus auf der Landebahn.

Papst ist Gast des Patriarchen

Vom Flughafen ging es weiter nach Etschmiadsin, dem Sitz der Armenischen Apostolischen Kirche, wo Franziskus während seines Besuchs als Gast Karekins II. wohnen wird. Bei Äußerungen in dem Gotteshaus sagte der Papst, für Armenien sei der Glaube an Christus „ein zentraler Teil seiner Identität“ gewesen – „ein Geschenk von immenser Bedeutung, das mit Freude akzeptiert, mit großer Anstrengung und Stärke erhalten werden muss, selbst zum Preis des Lebens selbst“.

Während seines dreitägigen Besuchs will Franziskus auch am Völkermorddenkmal in Armenien beten und in der Nähe der geschlossenen Westgrenze des Landes zur Türkei eine Friedenstaube freilassen.

Franziskus‘ Besuch in Armenien findet vor dem Hintergrund neuer Spannungen des Landes mit dem Rivalen Aserbaidschan um die Konfliktregion Berg-Karabach statt. Die dreitägige Papst-Reise war ursprünglich als Friedensmission nach Armenien und Aserbaidschan geplant. Doch angesichts der neuen Kämpfe um Berg-Karabach wurde sie aufgeteilt, und der Papst wird nun vom 30. September bis 2. Oktober Aserbaidschan und Georgien besuchen.