Ohne genauen Termin

Ohne genauen Termin
(Santi Palacios)

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Der ausgeweitete EU-Marineeinsatz in der Flüchtlingskrise vor Libyen startet schleppend. Laut Kommission geht es um letzte Details.

Die Europäer warten bisher vergeblich darauf, dass die libysche Regierung die ersten hundert Kandidaten benennt, die für die Küstenwache des Krisenlandes ausgebildet werden sollen, wie Diplomaten am Wochenende übereinstimmend der Nachrichtenagentur AFP in Brüssel sagten. Der geplante Start der Ausbildung Ende September oder Anfang Oktober sei damit nicht zu halten.

In der Flüchtlingskrise geht die EU-Mission „Sophia“ seit dem vergangenen Jahr in internationalen Gewässern gegen Schleuser vor Libyen vor. Die EU-Schiffe können dabei verdächtige Boote stoppen, durchsuchen und beschlagnahmen. Direkt vor die libysche Küste dürfen die EU-Schiffe jedoch nicht. Von dort aus haben sich nach Angaben der Grenzschutzbehörde Frontex dieses Jahr allein bis Ende August bereits 116.000 Flüchtlinge auf den Weg Richtung Italien gemacht.

100 Küstenwächter

Tausende mussten von EU-Schiffen gerettet werden, weil sie von Schlepperbanden in kaum seetüchtigen Booten auf die Reise geschickt wurden. Von einer funktionierenden libyschen Küstenwache und Marine erhofft sich die EU eine deutliche Entlastung in der Flüchtlingskrise. Die Einheiten müssen nach Jahren des Chaos in dem nordafrikanischen Land aber von Grund auf neu aufgebaut werden.

Zunächst sollen rund 100 Libyer für die Küstenwache ausgebildet werden, vor allem Offiziere. Die Ausbildung soll dabei auf einem italienischen und einem niederländischen Schiff beginnen. Die Regierung von Ministerpräsident Fajes al-Sarradsch habe aber die geforderte Liste mit Kandidaten noch nicht übersandt, sagten Diplomaten in Brüssel. Es werde deshalb schwierig, bis Anfang Oktober mit der Ausbildung zu beginnen.

Ausweitung im Juli beschlossen

Denn die EU-Sicherheitsbehörden brauchten 20 Tage, um die Kandidaten zu überprüfen. Damit solle einerseits sichergestellt werden, dass sich unter ihnen keine Anhänger radikaler Gruppen wie der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) befänden, hieß es. Gleichzeitig wollten die Europäer keine Küstenwächter ausbilden, die in Korruption verstrickt seien und womöglich mit Schleppern gemeinsame Sache machten.

Eine Sprecherin der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini nannte auf AFP-Anfrage am Sonntag weiter keinen genauen Termin für den Start der Ausbildung. Dieser solle „bald“ erfolgen, sagte sie. Es würden derzeit „letzte Details mit den libyschen Partnern“ geklärt. Die EU hatte die Ausweitung des „Sophia“-Einsatzes im Juni beschlossen.

Auch Waffenschmuggler im Visier

Dabei bekam die Mission auch das Mandat, gegen Waffenschmuggler vorzugehen. Ziel ist es, Waffenlieferungen an den IS und andere Gruppen zu stoppen, die gegen die libysche Einheitsregierung kämpfen.

Seit dem offiziellen Start der ausgeweiteten Mission Ende August gab es dem Vernehmen nach noch keinen Einsatz gegen mutmaßliche Waffenschmuggler. Über Stand und Zukunft von „Sophia“ beraten die EU-Verteidigungsminister am Dienstag in Bratislava. Dabei geht es auch um eine verstärkte Zusammenarbeit mit der Nato im Mittelmeer. Im Gespräch sind insbesondere der Austausch von Lagebildern und Informationen.