Obama muss nun liefern

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(dpa-Archiv)

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Spannender kann es kaum werden: Bei der zweiten TV-Debatte mit Romney könnte es für Obama um Alles oder Nichts gehen. Einen weiteren mauen Auftritt darf er sich nicht leisten.

Nach seiner Debattenpleite vor rund zwei Wochen will US-Präsident Barack Obama bei seinem zweiten TV-Duell mit dem Republikaner Mitt Romney „leidenschaftlich“ für seine Wiederwahl werben. Das versicherte das Wahlkampflager des Demokraten kurz vor dem mit Hochspannung erwarteten Zusammentreffen der Präsidentschaftkandidaten am Dienstag (3 Uhr in der Nacht zu Mittwoch, MESZ) in Hempstead (Bundesstaat New York). Obama steht dabei unter enormem Siegesdruck.

Der Sender CNN errechnete aus sieben jüngsten Umfragen wahrscheinlicher Wähler, dass das Rennen extrem eng ist. Demnach hat Romney derzeit im Schnitt mit 48 zu 47 Prozent die Nase vorn. Die „Washington Post“ warnte, dass Obama mit einem neuerlichen schwachen Debattenauftritt die Chance auf einen Sieg verspielen könnte.

Obama ist vorbereitet

Der Amtsinhaber hatte sich am Wochenende in eine Freizeit-Hotelanlage im US-Staat Virginia zurückgezogen, um sich auf das Duell vorzubereiten. Er habe neue Energie getankt und gehe gelassen in das Zusammentreffen, beschrieb Wahlkampfsprecherin Jen Psaki am Montag Obamas Stimmungslage. Der Präsident freue sich auf die Debatte mit Romney. „Es ist sein Ziel, dem amerikanischen Volk die Unterschiede zu erläutern, dies in einer kraftvollen aber respektvollen Weise.“

In der ersten Debatte am 3. Oktober hatte Obama kraftlos gewirkt und Romney praktisch das Feld überlassen. Der schwache Auftritt hatte dem Republikaner eine rasante Aufholjagd in Umfragen ermöglicht. Obama räumte später ein, er habe einen schlechten Abend gehabt und sei wohl zu höflich gewesen. Tatsächlich hatte der Demokrat nicht einmal Romneys vielkritisierte Äußerung erwähnt, nach der 47 Prozent der Wähler – sämtlich Obama-Anhänger – praktisch als Sozialschmarotzer einzustufen seien.

Bidens Schadensbegrenzung

Obamas Vizepräsident Joe Biden hatte in der vergangenen Woche versucht, den Schaden mit einem Feuerwerk an Breitseiten bei einem TV-Duell mit dem republikanischen Vize-Kandidaten Paul Ryan zu reparieren. Aber an den Umfragewerten änderte dies so gut wie nichts.

Experten erwarteten, dass Obama vor allem beim wahrscheinlich wahlentscheidenden Thema Wirtschaft deutlich stärker in die Offensive geht als in der ersten Runde – aber dennoch weniger aggressiv als sein Vize. Das könne er sich als Präsident nicht erlauben. Er müsse zwar angriffslustig sein, aber zugleich staatsmännisch wirken, meinten Kommentatoren übereinstimmend.

Vorteile für Obama

Als Vorteil für den Präsidenten werten viele, dass die Debatte diesmal ein „Town Hall“-Format hat, das heißt, die Form einer Bürgerversammlung. Die Zuschauer – unentschiedene Wähler – stellten die Fragen, es komme für die Kandidaten darauf an, eine Verbindung zu ihnen herzustellen. Obama liege das. Er habe mit seiner Gestik und Mimik eine besondere Fähigkeit, Menschen anzusprechen, eine Verbindung zu ihnen herzustellen, sagte auch die Expertin für Körpersprache, Janine Driver, dem Sender CNN.

Und was ihm vielleicht ebenfalls zugutekommen könnte: Die Erwartungen, dass er besser abschneiden wird als Romney, sind vor diesem zweiten Duell deutlich verhaltener als vor dem ersten. Nach einer Umfrage des PEW-Instituts glauben 41 Prozent an einen Debattensieg Obamas, 37 Prozent an einen neuen Romney-Treffer. Vor dem 3. Oktober war das Verhältnis noch 51 zu 29 Prozent gewesen. Habe der Republikaner bei seinem Aufschwung nach dem Duell auch davon profitiert, dass sein Debattenerfolg so überraschend gewesen sei, werde es einen solchen Effekt diesmal auf jeden Fall nicht geben, schreibt etwa die „Washington Post“.

Die beiden Kandidaten kommen am 22. Oktober noch einmal zusammen – dann in Florida.

(Gabriele Chwallek/dpa/Tageblatt.lu)