Neuer Konkurrent um Londons Finanzplatz

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Frankreichs Präsident François Hollande will nach dem Brexit den Finanzplatz Paris stärken. Dafür will er die Steuern senken. Und bringt sich so auch gegen Luxemburg ins Rennen.

Frankreichs Präsident François Hollande will nach dem Votum der Briten für einen EU-Abschied den Finanzplatz Paris stärken. Dazu sollten die Regulierungsvorgaben auch für Steuern angepasst werden, sagt Hollande der Zeitung „Les Echos“ (Donnerstagausgabe).

Hollande deutete damit an, Geldhäusern Paris als Standort schmackhaft zu machen, die nach dem „Brexit“-Votum London möglicherweise verlassen wollen. Die britischen Finanzinstitute sollten dagegen ihre Zulassung zum Verkauf ihrer Produkte und Dienstleistungen auf dem Kontinent verlieren.

Steuererleichterungen

Hollande stellte zugleich Steuererleichterungen in Aussicht. Sollte die französische Wirtschaft im nächsten Jahr tatsächlich um mindestens 1,7 Prozent wachsen, würden die Steuern für Privathaushalte um weitere zwei Milliarden Euro gesenkt. Zudem sollen Firmen um weitere fünf Milliarden Euro entlastet und die Steuern für kleine und mittlere Betriebe gesenkt werden. In diesem Jahr werde die Wirtschaft um 1,6 Prozent zulegen, was zu 200.000 neuen Jobs führen werde, sagte Hollande.

Der sozialistische Politiker hatte betont, 2017 nur dann für eine zweite Amtszeit anzutreten, wenn die Arbeitslosigkeit spürbar sinkt. Allerdings protestieren seit Wochen Gewerkschaften mit Massenprotesten und Streiks gegen Hollandes Pläne für eine Arbeitsmarktreform. Sie lehnen vor allem Änderungen ab, die Entlassungen erleichtern.

Gramegna: „Wir sind auf dem Radar“

Die französische Hauptstadt hat im Kampf auf die Vorreiterrolle im Finanzwesen allerdings starke Konkurrenz: Auch Frankfurt am Main sowie Dublin und Luxemburg mit ihren liberalen Steuergesetzen gelten als Kandidaten. Zu dieser Rolle hat sich gestern auch Luxemburgs Finanzminister Pierre Gramegna bekannt. Als Finanzplatz wolle man nicht mit der City in London konkurrieren, kein Business wegnehmen, sagt Gramegna. Aber: „Es wird eine Reorientierung geben.“

Bereits seit zwei Jahren bereite er Luxemburg auf den Brexit-Fall vor und werbe weltweit für den Standort. „Wir sind auf dem Radar“, so Gramegna. Der Finanzminister erinnert daran, dass auch die Schweizer keinen integralen Zugang zum europäischen Binnenmarkt haben, was Luxemburg genutzt habe. Auch für Finanzunternehmen aus Großbritannien könne Luxemburg „eine Filiale, ein Standbein in der Eurozone“ werden, „noch mehr, als das bislang schon der Fall war“.