Monti spicht von Aussetzung der Liga-Spiele

Monti spicht von Aussetzung der Liga-Spiele
(AFP)

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Italiens Ministerpräsident Mario Monti hat sich für eine Aussetzung der Meisterschaft ausgesprochen. Er stellt damit den gesamten Profi-Fußball in Frage.

„Würde es den Italienern nicht gut tun, wenn wir dieses Spiel für zwei bis drei Jahre komplett stoppen würden?“, fragte der Regierungschef am Dienstag in Rom und sorgte damit kurz vor der EM für noch mehr Wirbel im Calcio Italiano. Es sei zutiefst enttäuschend, wenn sich der Sport als unfair und manipuliert erweise, meinte Monti. Das sei kein offizieller Vorschlag der Regierung, aber eine Frage, die sich zwangsläufig stellen würde. Die Situation im italienischen Fußball bezeichnete Monti als „schauderhaft“. Es sei traurig, dass im Sport Illegalität und unloyales Verhalten dominierten.

Nach der Welle von Festnahmen im Zuge des Wettskandals steht der italienische Fußball wieder mal vor einem großen Turnier unter Schock. Nicht nur Nationaltrainer Cesare Prandellli befürchtet nach der Razzia im Trainingslager negative Auswirkungen auf die EM. „Ich hoffe, dass die Fans begreifen werden, dass die Squadra Azzurra mit diesen Vorwürfen nichts zu tun hat. Trotzdem ist der Schaden groß, vor allem für Jugendliche, die den Werten des Sports vertrauen“, sagte Prandelli.
„Festnahmen und Durchsuchungen in Coverciano, ein Schock für Prandellis Truppe“, titelte die Gazzetta dello Sport am Dienstag und erinnerte an die WM vor sechs Jahren – die bekanntlich mit dem Titel endete. Damals waren mehrere Spitzenklubs in den Sumpf der Ermittlungen geraten. „Diesmal ist es noch schlimmer als 2006, die Ermittlungen sind noch weitreichender. Wer Fehler begangen hat, muss dafür zahlen, aber ich kann nicht glauben, dass Kollegen wie Criscito in die Affäre verwickelt sind“, sagte Nationalstürmer Daniele De Rossi fassungslos.

Criscito gestrichen

Für Domenico Criscito, dessen Computer, Handy und Videokamera am Montag im EM-Trainingslager von der Polizei beschlagnahmt worden waren, ist der EM-Traum jedenfalls vorbei, der Abwehrspieler von Zenit St. Petersburg wurde bereits aus dem Kader gestrichen. Besser erging es Leonardo Bonucci, der ebenfalls in den Sog der Ermittlungen geraten ist. „Bonucci geht es gut. Er steht in der Liste der 23, die an der EM teilnehmen“, betonte Prandelli. „Ich habe mit Bonucci gesprochen. Er ist von den Staatsanwälten befragt worden, die gegen ihn ermitteln. Er ist ruhig und wir sind es auch“, sagte der Trainer über den Defensivspieler von Rekordmeister Juventus Turin.

Tief enttäuscht zeigte sich Ex-Nationaltrainer Giovanni Trapattoni. „Trotz der Lehren aus der Vergangenheit passiert diese Dummheit. Darunter leidet der Fußball hier und in der ganzen Welt“, sagte der Ex-Coach. Verbandspräsident Giancarlo Abete rief die Ermittler auf, die Vorwürfe so rasch wie möglich zu klären. „Wir erleben bittere und traurige Tage. Die Plage der illegalen Wetten belastet Italien und leider auch andere Länder“, sagte Abete. Sportminister Pietro Gnudi rief die Ermittler zur raschen Aufklärung der Vorwürfe gegen die italienischen Profis auf: „Kriminelle Aktivitäten müssen mit Strenge bekämpft werden.“

Lazio zittert

Auch Lazio Rom zittert nach der Verhaftung von Kapitän Stefano Mauri. Lazio sei nicht in die Affäre verwickelt, versicherte der Klub in einer Pressemitteilung. Der italienische Rekordmeister Juventus Turin verteidigt derweil seinen Coach Antonio Conte vom Vorwurf der Verstrickungen in den Manipulationsskandal. „Ich kenne den Coach seit 20 Jahren, seine Ehrlichkeit, Integrität und Loyalität“, sagte Juve-Präsident Andrea Agnelli. Die Rolle Contes in der Affäre sei „unbedeutend“. Gegen den 42-Jährigen, der in der Saison 2010/2011 den AC Siena betreut hatte, wird ebenfalls wegen Sportbetrugs ermittelt. Laut Staatsanwaltschaft in Cremona wurden 2011 bis zu acht Siena-Matchs manipuliert.