„Mehr Lebensqualität bitte“

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Gut besucht war die fünfte PAG-Informationsversammlung, zu der die Stadt Luxemburg ins Kulturzentrum Cessingen eingeladen hatte.

Eine Neuerung gegenüber den vorigen Informationsabenden war die Simultanübersetzung in Gebärdensprache. Nach der Begrüßungsansprache von Bürgermeisterin Lydie Polfer ging Chantal Zeyen vom Planungsbüro Zeyen und Baumann mit vielen Grafiken und Schemata auf den neuen PAG ein. Grundsätzlich ändere sich am Bauperimeter nichts, die bestehenden Grünflächen von rund 51 Prozent sollen erhalten bleiben. Stattdessen hätte man Baulücken im bestehenden Perimeter identifiziert und im neuen PAG ausgewiesen. Somit konnten insgesamt rund 415 Hektar als neue Baufläche ausgewiesen werden, wurde betont.

Es werden aber mehrere Hundert Hektar an Grünflächen verschwinden. Bei vielen Bürgern sorgt dieser Punkt für Unmut und heftige Kritik. Insbesondere rund um Cessingen und Gasperich werden viele Grünflächen als Baugebiet ausgewiesen. Auf riesigen Flächen könnten quasi größenwahnsinnige Wohnsilos mit mehreren Hundert Wohneinheiten entstehen, wird befürchtet.

Bürgermeisterin Lydie Polfer begrüßt das Schaffen von neuem Wohnraum, immerhin könne auf diese Art und Weise der Pendlerverkehr reduziert werden. Die Bürger der bestehenden Stadtviertel sehen dies aber sehr skeptisch. Zunehmender Lärm und Abgas-Emissionen, Staus sowie Kapazitätsüberschreitungen bei der Regenwasserableitung würden die Lebensqualität stark vermindern, so Stimmen aus dem Publikum.

Ein weiteres bekanntes und bisher ungelöstes Problem in Sachen Lebensqualität ist der zunehmende Nachtflugverkehr. Polfer versprach, sich um dieses lästige Thema zu kümmern. Andere Fragen im Zusammenhang mit der Lebensqualität blieben trotz längerer Erklärungen jedoch noch unbeantwortet.

Eines der vom Publikum angeschnittenen Themen betraf die Wohnungspreise. Bei gleichbleibender Baufläche, aber einer steigenden Wohnungsdichte würden sich die Preise weiter verteuern. Dieses Phänomen trage nicht zur Lebensqualität bei, so ein Bürger.

Viele wollen weg

Laut den Lokalmatadoren sei der PAG nur ein möglicher Rahmen für Bauvorhaben. Ob die ausgewiesene Fläche verbaut wird, könne niemand voraussagen, das entscheide allein das wirtschaftliche Wachstum.

Mit vielen Ausreden und weit ausschweifenden Erklärungen versuchten die Stadtoberhäupter die Bürger zu beruhigen. Die meisten ausgewiesenen Bauzonen seien ohnehin für eine mittel- oder langfristige Planung vorgesehen.

Im Allgemeinen fordern die Einwohner eine Verkehrsberuhigung und vor allem eine bessere Lebensqualität. Nach Abschluss der Informationsversammlung hörte sich das Tageblatt in der Eingangshalle um. Hier kamen unter den Einwohnern von Cessingen, Gasperich und Hollerich heftige Diskussionen auf. Die Bürger hätten die Nase voll.
Die Lebensqualität sei heute schon auf quasi null gesunken, wurde sich geärgert. So manch einer sei deshalb schon aus Gasperich oder Cessingen weggezogen. Andere Bürger würden sich ähnliche Schritte überlegen.

Zur Diskussion kamen ebenfalls der Bau von neuen Grundschulen und der dadurch steigende Verkehr innerhalb der Wohnviertel.

Außerdem kursieren Gerüchte unter den Einwohnern, dass die rue Gluck, die im Kreisverkehr „Ront-pint Gluck“ endet, bald für den Verkehr geschlossen werde. Die Einwohner wären dann gezwungen, die Umleitung über den neuen Boulevard Raiffeisen zu nutzen, um etwa zum Howald zu gelangen.

Als konstruktive Anregung nahm Lydie Polfer indes die Nachfrage nach einem sicheren Fahrradweg zwischen Cessingen und dem Cessinger Wald in Richtung Schléiwenhaff/Leudelingen zur Kenntnis.