May will Trump zur Rede stellen

May will Trump zur Rede stellen
(dpa/Geert Vanden Wijngaert)

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Nach dem Terroranschlag von Manchester wird die Zusammenarbeit von Großbritannien und den USA auf eine harte Probe gestellt. Wurden wichtige Erkenntnisse durchgestochen? Die Route des Attentäters führte auch über Deutschland.

Die Veröffentlichung heikler Informationen zum Terroranschlag von Manchester in den USA hat einen handfesten Krach zwischen London und Washington ausgelöst. Premierministerin Theresa May kündigte am Donnerstag an, sie wolle US-Präsident Donald Trump am Rande des Nato-Treffens in Brüssel persönlich zur Rede stellen.

Nach dem Attentat hatten US-Medien mehrfach über noch unveröffentlichte Erkenntnisse britischer Behörden berichtet. Laut BBC wird die Polizei von Manchester wegen der undichten Stellen keine Informationen mehr an die USA liefern.

Die Ermittler machen den 22-jährigen Salman Abedi, einen Briten libyscher Abstammung, für den Anschlag auf das Popkonzert der US-Sängerin Ariana Grande verantwortlich. Er hatte bei dem Attentat am Montag 22 Menschen mit den Tod gerissen, unter ihnen Kinder und Jugendliche. Mindestens 59 wurden verletzt, 20 sind noch in einem kritischen Zustand.

Königin Elizabeth II. besuchte am Donnerstag ein Kinderkrankenhaus, in dem mehrere Opfer behandelt werden. „Das ist furchtbar, sehr böse“, sagte die 91-Jährige.

Kein Einzeltäter

Die Polizei geht davon aus, dass Abedi kein Einzeltäter war, sondern dass ein ganzes Terrornetzwerk hinter der Bluttat steckt. Bis Donnerstag wurden in Großbritannien acht Verdächtige festgenommen, unter ihnen laut Medienberichten der ältere Bruder Abedis. Der Polizeichef des Großraums Manchester, Ian Hopkins, wertete die Festnahmen als „bedeutend“. Hopkins hatte schon am Mittwoch erklärt, „dass es sich um ein Netzwerk handelt, dem wir nachgehen“.

In Libyen wurde nach Angaben libyscher Spezialkräfte der Vater und der jüngere Bruder des Attentäters festgenommen. Dieser Bruder war nach Angaben der Spezialkräfte mit den Einzelheiten des Anschlags vertraut. Er habe eingeräumt, zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zu gehören, und ausgesagt, während der Vorbereitungen in Großbritannien gewesen zu sein. Er sei Mitte April ausgereist, danach aber mit seinem Bruder in Manchester in ständigem Kontakt gewesen.

Nach Erkenntnissen der deutschen Polizei flog der Attentäter über den Flughafen Düsseldorf nach Großbritannien. Allerdings sei Salam Abedi hier nur umgestiegen und habe sich dafür kurzzeitig im Transit- beziehungsweise Sicherheitsbereich aufgehalten, teilte die Polizei in Düsseldorf mit. Zuvor hatte „Focus Online“ berichtet, dass Abedi vier Tage vor dem Anschlag von Düsseldorf nach Manchester gekommen sei. Im Jahr 2015 sei er bereits einmal von Frankfurt am Main aus nach Großbritannien gereist. Auch dabei war er nach ZDF-Informationen offenbar nur auf der Durchreise.

Höchste Terrorwarnstufe

Großbritannien hat nach dem Anschlag erstmals seit 2007 die höchste Terrorwarnstufe ausgerufen. Dadurch erhält die Polizei nun Hilfe vom Militär. Für Aufregung sorgte am Donnerstag kurzzeitig ein verdächtiges Paket, das in Manchester entdeckt worden war. Polizei und Armee rückten aus, die Gegend wurde weiträumig abgesperrt, das Paket stellte sich aber als harmlos heraus.

Wegen der Terrorgefahr in Großbritannien will Premierministerin May den G7-Gipfel auf Sizilien bereits am Freitagabend und damit einen Tag früher als geplant verlassen. Noch am Donnerstag wollte sie am Rande des Nato-Treffens ins Brüssel mit US-Präsident Trump reden.

In Großbritannien wird davon ausgegangen, dass US-Geheimdienstquellen forensische Aufnahmen vom Tatort in der Manchester Arena der „New York Times“ zugespielt und damit die Ermittlungen in Gefahr gebracht haben. Die Fotos zeigen offensichtlich einen Zünder, Metallmuttern und Schrauben sowie einen blauen Rucksack, in dem die Bombe gewesen sein könnte. Bereits am Dienstag hatten US-Medien den Namen des Attentäters veröffentlicht, der bei dem Anschlag auf Besucher eines Popkonzerts am Montag 22 Menschen ermordet hatte.

Die britische Anti-Terror-Polizei erklärte, die undichten Stellen unterhöhlten die Ermittlungen. Man schätze die wichtigen Beziehungen zu Geheimdiensten, Polizei und Sicherheitspartnern weltweit hoch ein. „Wenn dieses Vertrauen gebrochen wird, untergräbt das diese Beziehungen und untergräbt unsere Ermittlungen und das Vertrauen der Opfer, Zeugen und ihrer Familien“, sagte ein Sprecher. Der Schaden sei noch größer, wenn mögliche Beweise mitten in einer großen Anti-Terror-Ermittlung unerlaubt veröffentlicht würden.