Malta-Absturz: Geheimdienst-Spur verfestigt sich

Malta-Absturz: Geheimdienst-Spur verfestigt sich
(Reuters)

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Das Rätsel löst sich langsam auf. Das am Montag auf Malta abgestürzte Flugzeug der luxemburgischen Firma CAE Aviation dürfte französische Agenten an Bord gehabt haben. Ihr Ziel: Libyen.

Das Rätsel um das am vergangenen Montag auf Malta abgestürzte Kleinflugzeug der luxemburgischen Firma CAE Aviation löst sich nur langsam auf. Die Ursache des Absturzes der Maschine des Typs Fairchild Metroliner, bei dem fünf Menschen starben, ist weiterhin ungeklärt. Ein anderer Aspekt hellt sich aber immer mehr auf: In wessen Auftrag die Maschine auf Malta unterwegs war – und was die Aufgabe der Besatzung war.

In diesem Bezug scheint sich die Theorie einer Operation des französischen Auslandsgeheimdienstes DSGE (Direction générale de la sécurité extérieure) zu bestätigen. In der Tat ist die DSGE ein treuer Kunde der Dienste von CAE Aviation. Wie der „Républicain Lorrain“ am Freitag meldet, soll auch der Pilot vor seiner Anstellung bei CAE beim französischen Auslandsgeheimdienst gewesen sein. Der 30-Jährige, der wie alle Flugzeug-Insassen den Absturz nicht überleben sollte, stammt aus Maizières-les-Metz, das nur wenige Kilometer von der luxemburgischen Grenze entfernt liegt. Der Mann soll Mitglied einer GAM 56 genannten Gruppierung gewesen sein. Die drei Buchstaben GAM stehen für „Groupe aérien mixte 56“. GAM 56 ist in Evreux stationiert und stellt die Luftfahrtsparte der DGSE dar. Auch der Co-Pilot war CAE-Angestellter.

Ausgereifte Aufklärungstechnik

CAE Aviation selber wurde 1971 gegründet und hat seinen Sitz am Findel, ist daneben im französischen Lapalisse niedergelassen. In Lapalisse bietet CAE militärische Schulungen für Fallschirmspringer an. CAE wirbt auf seiner Internetseite mit der ausgereiften Aufklärungstechnik an Bord seiner Propellerflugzeuge. Ob elektronische oder visuelle Überwachung, alles sei möglich.

Auch der Luxemburger Staat ist seit Jahren CAE-Kunde. Die Maschinen fliegen dann im Auftrag des Verteidigungsministeriums Überwachungsflüge, wie z.B. bei der „Operation Atlanta“ zur Bekämpfung von Piraten im Golf von Aden 2009. Neben dieser Geschäftsbeziehung hat CAE-Aviation Verträge mit dem französischen Verteidigungsministerium. Ob französischer Auslandsgeheimdienst DGSE, militärischer Nachrichtendienst DRM oder französische Sonderkommandos, kurz COS („Commandement des opérations spéciales“), immer wieder taucht der Name der luxemburgischen Firma auf.

Drei DGSE-Agenten

Die drei Passagiere der abgestürzten Maschine waren, wie Pilot und Co-Pilot, französische Staatsbürger. Das wurde vergangenen Montag schon bestätigt. Nun scheint sich auch die Geheimdienst-Spur zu verfestigen. Laut „Républicain Lorrain“ habe es sich bei den drei Männern um DGSE-Agenten gehandelt. Die französischen Behörden haben dies aber noch nicht bestätigt.

Das mit Aufklärungstechnik ausgerüstete Flugzeug soll für sogenannte ISR-Missionen (ISR steht für (Intelligence Surveillance Reconnaissance) eingesetzt worden sein – mit dem Flugziel Libyen. CAE ist bei solchen Flügen nach Nordafrika und in die Sahelzone Hauptpartner der DGSE. Wahrscheinliche Aufgabe der Besatzung waren aufklärerische Einsätze über den libyschen Städten Misrata und Sirte.

Verworrenes Libyen, undurchsichtiges Frankreich

Beide Städte sind Schauplätze der Kämpfe gegen die Milizen des Islamischen Staates (IS), gleichzeitig aber umkämpft zwischen den Rebellen des Generals Haftar auf der einen und den Truppen der international anerkannten Regierung Libyens auf der anderen Seite.

Frankreich greift offiziell nicht in den Konflikt ein, steht aber ebenso offiziell (wie die anderen westlichen Staaten auch) aufseiten der Regierung. Gleichzeitig unterstützt Paris laut „Républicain Lorrain“ mit Geheimdienstoperationen der DGSE den abtrünnigen Gebneral Haftar und seine Rebellen. Gemeinsames Interesse in diesem Fall dürfte der Kampf gegen die IS-Dschihadisten sein.