Macron gewinnt mit Bayrou wichtigen Unterstützer

Macron gewinnt mit Bayrou wichtigen Unterstützer
(AFP/Jacques Demarthon)

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Der französische Präsidentschaftskandidat Emmanuel Macron hat einen wichtigen Unterstützer gewonnen: Der Zentrumspolitiker François Bayrou bot dem parteilosen Ex-Wirtschaftsminister am Mittwoch ein Bündnis für die Präsidentschaftswahl in zwei Monaten an – das dieser auch annahm.

Der Politikveteran und Vorsitzende der Mittepartei MoDem verzichtet damit auf eine eigene Präsidentschaftskandidatur und schließt sich dem 39-jährigen Jungstar Macron an. Dieser erklärte umgehend, er nehme das Angebot an. „Ich habe mich entschlossen, Emmanuel Macron ein Angebot für eine Allianz zu unterbreiten“, sagte Bayrou in der MoDem-Parteizentrale in Paris. Er warnte, dass die politische Landschaft in Frankreich so zersplittert sei wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Deswegen drohe die rechtsextreme Front National (FN) von Marine Le Pen an die Macht zu gelangen.

Der 65-jährige Zentrumspolitiker war schon drei Mal selbst Kandidat für das höchste Staatsamt: 2002 kam er auf 6,8 Prozent, 2007 auf 18,6 Prozent und 2012 auf 9,1 Prozent. Für die Wahl im kommenden April und Mai unterstützte er zunächst den gemäßigten konservativen Präsidentschaftsanwärter Alain Juppé. Als dieser bei der Vorwahl der Konservativen im November seinem Rivalen François Fillon unterlag, hielt er sich zunächst eine erneute eigene Präsidentschaftskandidatur offen.

Macron: „Wendepunkt im Präsidentschaftswahlkampf“

Der Bürgermeister der südfranzösischen Stadt Pau und frühere Bildungsminister hat Fillon wiederholt scharf kritisiert: Er hält dessen Reformprogramm für „ultraliberal“ und geißelte ihn wegen der Scheinbeschäftigungsaffäre um seine Ehefrau Penelope. Bayrou genießt bei vielen Franzosen ein hohes Ansehen und gilt als integer. Umfragen für die Präsidentschaftswahl in zwei Monaten sahen ihn allerdings nur bei rund fünf Prozent.

Er schließt sich nun Macron an, der einen Mittekurs fährt wie er und mit seiner Bewegung „En marche“ ähnliche Wählergruppen anspricht. Am Mittwoch stellte Bayrou für ein Bündnis aber mehrere Bedingungen. So solle Macron ein Gesetz für mehr Moral in der Politik in sein Wahlkampfprogramm aufnehmen. Macron erklärte umgehend, er nehme die von Bayrou angebotene Allianz an. Gegenüber der Nachrichtenagentur AFP sprach er von einem „Wendepunkt im Präsidentschaftswahlkampf“.

Zuletzt in der Kritik

Für den früheren Wirtschaftsminister unter Staatschef François Hollande ist die Unterstützung Bayrous ein wichtiger Gewinn – unter anderem, weil ihm mit seinen 39 Jahren häufig fehlende politische Erfahrung vorgeworfen wird. Bayrou hätte ihm zudem wichtige Wählerstimmen wegnehmen können. Macron hat mit seiner Kandidatur für Furore gesorgt und liegt in Umfragen für die Präsidentschaftswahl derzeit auf dem zweiten oder dritten Platz. Der sozialliberale Reformer gilt als frische Alternative im französischen Politikbetrieb und ist damit für viele Franzosen zum Hoffnungsträger geworden.

Zuletzt hatte er mit Äußerungen unter anderen zur französischen Kolonialzeit allerdings Kritik auf sich gezogen. Seine Umfragewerte gingen teils deutlich zurück. Meinungsforscher sehen derzeit Front-National-Chefin Le Pen in der ersten Wahlrunde am 23. April vorne, vor Macron und Fillon. In der Stichwahl am 7. Mai würde sie demnach aber sowohl Macron als auch Fillon klar unterliegen.