Luxemburg bleibt eines der attraktivsten Länder

Luxemburg bleibt eines der attraktivsten Länder
(Isabella Finzi)

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Wie attraktiv sind Länder für Arbeitnehmer? Mit dieser Frage beschäftigt sich der IMD World Talent Report. Rund 60 Länder werden miteinander verglichen. Luxemburg fällt in diesem Jahr auf den 9. Platz zurück. Im Jahr 2015 hatte das Großherzogtum noch den dritten Platz belegt.

Die Schweiz und Dänemark sind demnach die beiden attraktivsten Länder der Welt. Auch im Vorjahr belegten sie die beiden vordersten Plätze. Vom dritten Platz verdrängt wurde Luxemburg in diesem Jahr von Belgien, das in dem Ranking insgesamt sechs Plätze hinzugewann, während Luxemburg sechs Plätze eingebüßt hat.
Zur Erstellung der Studie greift das IMD World Competitiveness Center auf international verfügbare und vergleichbare Daten zurück. Ergänzt werden diese dann durch fast 10.000 Umfragen, die in den verschiedenen Ländern bei Unternehmen durchgeführt wurden.

Die Abkürzung IMD steht für „International Institute for Management Development.“ Es handelt sich um eine private Wirtschaftshochschule in der Schweiz. Das „IMD World Competitiveness Center“ widmet sich seit 1989, wie auf Wikipedia zu lesen ist, der Untersuchung der weltweiten Wettbewerbsfähigkeit. Das Institut publiziert beispielsweise das IMD World Competitiveness Yearbook mit einem internationalen Vergleich der Wettbewerbsfähigkeit von Volkswirtschaften. Unterstützung beim Sammeln von Daten aus Luxemburg erhält das Institut von der Luxemburger Handelskammer.

Die Studie ist aufgeteilt in drei große Bereiche, zu denen jeweils mehre Indikatoren zählen. Die drei großen Bereiche sind: Investitionen und Entwicklung der Talente im Land, die Attraktivität des Landes für internationale Experten und die Verfügbarkeit von Fachkompetenzen.

Im Bereich Investitionen und Entwicklung der Talente im eigenen Land landet Luxemburg auf dem 13. Platz. Im Vorjahr lag es noch auf Platz 9. Hintergrund des Rückgangs ist vor allem der Indikator „staatliche Ausgaben pro Sekundarschüler“, wo Luxemburg vom 33. auf den 40. Platz abgerutscht ist. Zudem hat Luxemburg in den Bereichen „Gesundheitsinfrastruktur“ und „Praktikum“ einige Plätze eingebüßt.

Im Bereich Attraktivität des Landes für internationale Experten landet Luxemburg auf einem guten 3. Platz. Den hatte es bereits im Vorjahr inne. Trotzdem hat das Land bei einigen Indikatoren, wie etwa „Motivation der Mitarbeiter“ oder „Lebensqualität“, einige Stellen verloren.

Übersicht über Stärken und Schwächen

Was die Verfügbarkeit von Fachkompetenzen angeht, so erreicht das Land nur den 16. Rang. Im Vorjahr lag Luxemburg an 12. Stelle. Hintergrund sind Rückgänge bei den Indikatoren „qualifizierte Arbeitskräfte“, „Finanzfachwissen“ und „Kompetente Senior Manager“.

Insgesamt darf Luxemburg jedoch mit dem Resultat zufrieden sein, unterstreicht Rik Hülser, Geschäftsführer von Jobs.lu, gegenüber dem Tageblatt. „Auch wenn das Land im Vergleich zum letzten Jahr sechs Plätze verloren hat, positioniert es sich mit dem neunten Platz weiterhin sehr gut in den weltweiten Top Ten.“ Das Ergebnis sei zudem besser als in den Jahren vor 2015. Im Jahr 2011 beispielsweise hatte Luxemburg nur den 18. Platz belegt. Und auch „ist das Wachstum von 2,28 Prozent von Arbeitern und Beschäftigten das höchste in der Europäischen Union“, so Hülser weiter. „Unser Land positioniert sich in der Attraktivität für hoch qualifizierte Ausländer nach der Schweiz und Großbritannien auf dem Podium in Europa.“

Die Luxemburger Handelskammer unterstreicht mittels einer Stellungnahme, dass die Jahresergebnisse der Studie mit einer „gewissen Vorsicht“ zu verstehen sind. So könnten beispielsweise die Resultate bei Indikatoren wie „Arbeitsmotivation“ oder „Lebensqualität“ von Jahr zu Jahr stark schwanken. Hintergrund sei unter anderem, dass Manager aus anderen Unternehmen an den Umfragen teilgenommen haben können. Zudem ist die Luxemburger Beteiligung an den Umfragen, mit rund 60 eingegangenen Antworten für 2016, relativ klein.

Verbesserungsmöglichkeiten

Dennoch biete die Studie eine gute Übersicht über Stärken und Schwächen der verschiedenen Länder, so die Handelskammer weiter. Zudem zeige sie, vor welchen Herausforderungen das Land im internationalen Vergleich stehe.
Zu den Stärken des Landes zählen demnach beispielsweise das Schüler-Lehrer-Ratio in der Primärschule (Platz 1), die bezahlten Gehälter für professionelle Dienstleistungen (Platz 4), die Verfügbarkeit von internationaler Erfahrung (Platz 4) und die Sprachkenntnisse (Platz 5).

Die Handelskammer sieht jedoch klare Verbesserungsmöglichkeiten in Bereichen wie „Wissenschaft in der Schule“ (Platz 37), „Finanzkenntnisse“ (Platz 17), „Management-Ausbildung“ (Platz 34) oder „qualifizierte Arbeitnehmer“ (Platz 40). Es sei wichtig, diese Bereiche zu fördern, unterstreicht sie. Immerhin wolle das Land sich in hochspezialisierten Sektoren wie FinTech, High Performance Computing, Ecotech, Space Mining und Biohealth etablieren.
Die Kammer weist auch darauf hin, dass es nicht ausreicht, Talente aus dem Ausland nach Luxemburg zu ziehen. Auch im Land müssten Spezialisten ausgebildet werden.

Ähnlich sieht auch Rik Hülser die Verbesserungsmöglichkeiten für die Zukunft: „Potenzial besteht weiterhin im Ausbau und bei Investitionen in das Bildungssystem von weiterführenden Schulen und Universitäten.“ Dies sollte als Chance gesehen werden, erklärte er gegenüber dem Tageblatt. Es könne „die relativ starke Abhängigkeit der luxemburgischen Privatwirtschaft von ausländischen Fach- und Führungskräften langfristig reduzieren“.