Lügen ist anstrengend

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Lügen Jugendliche und Erwachsene mehr als Kinder? Die deutsche Psychologin Kristina Suchotzki hat diese Frage mit einem internationalen Team untersucht. Dafür erhielt sie einen ebenso kuriosen wie renommierten Preis.

„Antworten Sie ehrlich, wie oft Sie in den letzten 24 Stunden gelogen haben.“ Das fragten die deutsche Psychologin Kristina Suchotzki und vier weitere Forscher aus Belgien, den USA und den Niederlanden 1.005 Menschen vor einem Museum in Amsterdam. „Das klingt ein bisschen witzig, das stimmt schon“, sagt die 35-jährige Wissenschaftlerin von der Universität Würzburg (Bayern). „Es war aber durchaus ernst gemeint.“

Eben deshalb, weil es zuerst witzig klingt, aber sehr wohl ernst gemeint ist, erhielt das Team um Suchotzki Ende September den Ig-Nobelpreis für Psychologie. Der Name der Auszeichnung kommt von „ignoble“ – englisch für „unwürdig“. Das klingt negativer, als es gemeint ist. Denn der Preis „ehrt Errungenschaften, die Menschen zum Lachen und dann zum Denken bringen“, schreiben die Organisatoren auf ihrer Website.

Am häufigsten lügen Teenager

Die Preise werden einmal im Jahr an der renommierten Harvard-Universität im Nordosten der USA bei einer Feier mit viel Klamauk vergeben. Suchotzki und ihre Kollegen erhielten ihren Preis dafür, „1.000 Lügner zu fragen, wie oft sie lügen – und zu entscheiden, ob sie diese Antworten glauben können“, so die Jury.

So witzig die Preisverleihung war, so interessant sind hingegen die Ergebnisse der Studie „Vom Junior- zum Senior-Pinocchio“. Ziel war es, herauszufinden, wie sich die Fähigkeit, zu lügen, beim Menschen über seine Lebensspanne hinweg verändert, sagt Suchotzki. „Unser Ergebnis war, dass Kinder und ältere Erwachsene seltener lügen und auch mehr Mühe haben beim Lügen als junge Erwachsene.“ Das passe zu psychologischen Theorien: „Wenn mich jemand etwas fragt, ist mein automatischer Impuls, mit der Wahrheit zu antworten“, erklärt Suchotzki. „Um zu lügen, muss ich das aktiv zurückhalten. Und das können Kinder noch nicht so gut.“

Gleichzeitig sei das Lügen für den Lügner kognitiv anstrengend. Das könne man etwa durch Reaktionszeiten nachweisen, zumindest im Millisekundenbereich. Damit könne man wiederum erklären, warum ältere Menschen wieder weniger lügen – sie haben geringere kognitive Kapazitäten. Die Antwort auf die Frage „Wie oft lügen Menschen?“ – ob glaubwürdig oder nicht – war übrigens: durchschnittlich etwas über zweimal am Tag. Am häufigsten lügen demnach übrigens Teenager zwischen 13 und 17.