Libé: Hochöfen bleiben zu

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Arcelor soll die beiden Hochöfen im lothringischen Florange endgültig schließen wollen, berichtet „Libération“ unter Berufung auf Regierungsquellen. Minister Montebourg besucht am Donnerstag Florange.

Seit 14 Monaten stehen die beiden Hochöfen im lothringischen Florange still. Arcelor hatte angekündigt, sie bis Ende des Jahres nicht weiter zu nutzen und danach über die Zukunft der beiden Hochöfen zu entscheiden. Seit Wochen verhandeln der Minister für den Erhalt industrieller Arbeitsplätze, Arnaud Montebourg, und der Stahlkonzern über die Zukunft der Hochöfen.

Die Tageszeitung „Libération“ berichtet, Frankreich habe ArcelorMittal angeboten, das Stahlwerk für einen symbolischen Euro zu übernehmen. Nach Informationen der französischen Zeitung will ArcelorMittal der Regierung einen Aufschub von mehreren Monaten gewähren, um einen neuen Besitzer zu finden. Die Verhandlungen gestalteten sich schwierig, zitiert die Zeitung eine nicht genannte Quelle und eine Vereinbarung gäbe es derzeit noch nicht.

Montebourg in Florange

Montebourg hatte ursprünglich angekündigt, am vergangenen Montag die Lösung für Florange zu verkünden. Stattdessen will er am heutigen Donnerstag in Florange mit den Stahlarbeitern reden. Die hatten sich beschwert, dass sie aus der Regierung keine Informationen mehr erhielten.

Die 550 betroffenen Stahlarbeiter, die sich seitdem im französischen Kurzarbeitssystem befinden, hatten mit zahlreichen Aktionen das endgültige Aus für die Hochöfen zu verhindern versucht.

Überlebenschance für lothringischen Standort

Ein von der französischen Regierung benannter Experte hatte Florange eine wirtschaftliche Überlebenschance eingeräumt. Die deutsche Automobilindustrie war von Florange aus beliefert worden. In Lothringen glaubt man, dass man die deutschen Fahrzeughersteller als Kunden zurückgewinnen kann. In Florange wird der besonders gehärtete Stahl Usibor hergestellt, den unter anderem Mercedes oder auch Fiat nutzen.

Die lothringischen Politiker sehen das Wieder-Anblasen von Florange als notwendig an, damit in der Region das Projekt Ulcos genutzt wird. Ulcos ist ein Forschungsprojekt unter Führung von ArcelorMittal, mit dem in den Hochöfen erzeugtes Kohlenstoffdioxid in den Boden gepresst wird. In Frankreich wird in diesem Zusammenhang von „sauberer Stahlherstellung“ geredet. Das Projekt wird von Umweltschützern angezweifelt.

Der von der französischen Regierung benannte Experte hatte zum wirtschaftlichen Funktionieren des Stahlwerkes von Florange allerdings auch Investitionen in Höhe von 400 bis 500 Millionen Euro errechnet.