Der Vorsitzende der Euro-Gruppe, der luxemburgische Premierminister Jean-Claude Juncker, hat eindringlich vor einem Zerfall der gemeinsamen Währungszone gewarnt. „Wir sind an einem entscheidenden Punkt angekommen“, sagte Juncker der „Süddeutschen Zeitung“ (Montag). „Die Welt redet darüber, ob es die Euro-Zone in einigen Monaten noch gibt.“ Die Euro-Länder müssten jetzt „mit allen verfügbaren Mitteln“ ihre feste Entschlossenheit zeigen, die Finanzstabilität der Währungsgemeinschaft zu garantieren.
" class="infobox_img" />Luxemburgs Premier und Eurogruppen-Chef Jean-Claude Juncker kündigte Entscheidungen „in den nächsten Tagen“ an, was das Vorgehen der Euro-Staaten in der Schuldenkrise angeht. (Bild: AFP)
Die Finanzmärkte hätten die Reformanstrengungen in Spanien und Italien viel zu wenig honoriert. Die Euro-Länder seien bereit, notfalls Staatsanleihen klammer Länder über die Europäische Zentralbank kaufen zu lassen. Die Notenbank genieße mehr Glaubwürdigkeit als die Politik und werde alles tun, um den Euro zu retten, sagte Juncker. „Und welche Maßnahmen wir ergreifen werden, entscheiden wir in den nächsten Tagen. Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren“, sagte der Chef der Euro-Gruppe.
Scharfe Kritik in Richtung Deutschland
Teile der deutschen Politik griff Juncker scharf an. Er frage sich, warum Deutschland die Euro-Zone „wie eine Filiale“ behandele. Danach gefragt, wie viel Zeit Griechenland noch für Reformanstrengungen bleibe, sagte Juncker: „Ich wundere mich immer wieder, dass man vor allem in der Bundesrepublik stets mahnt, wir müssen den Troika-Bericht abwarten. Aber schon bevor er da ist, erklärt man was drin steht.“ Dies sei keine europäische, sondern deutsche Innenpolitik. „Wieso eigentlich erlaubt sich Deutschland den Luxus, andauernd Innenpolitik in Sachen Eurofragen zu machen? Warum behandelt Deutschland die Euro-Zone wie eine Filiale?“
Juncker betonte, ein Austritt Griechenlands aus der Eurozone gehöre nicht zu seiner „Arbeitshypothese“. Zuletzt hatte der deutsche Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) erklärt, für ihn habe ein Austritt Athens „längst seinen Schrecken verloren“. Weitere Politiker der Regierungskoalition hatten sich ähnlich geäußert.
De Maart

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