Japans Premier Kan will stärkere Atomaufsicht

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Nach der Atomkatastrophe von Fukushima gehen die Aufräumarbeiten langsam voran. Premier Kan will die Atomaufsichts-Behörde stärken.

Japans Premier Naoto Kan will nach der Atomkatastrophe von Fukushima eine unabhängigere Atomaufsichts-Behörde einrichten. Die Aufseher gehörten bislang zum Wirtschaftsministerium, das jedoch in den vergangenen Jahren aktiv die Atomenergie gefördert habe, sagte Kan am Mittwoch in Tokio. Die Art, wie Japans Atomindustrie über die Jahre hinweg verwaltet wurde, müsse von Grund auf erneuert werden.

Kan kündigte an, dass die Regierung wegen der andauernden nuklearen Krise eine Untersuchungskommission bilden werde. Dort solle auch überlegt werden, wie die Atomsicherheit künftig gestärkt werden könne. Zudem müsse die Stromproduktion auf Basis erneuerbarer Energien wie Solar- oder Windenergie ausgebaut werden.

Arbeiter in Reaktor 2

Unterdessen hat AKW-Betreiber Tepco auch Arbeiter in den Reaktor 2 geschickt, um den Stand der technischen Anlagen zu überprüfen. Die vier Männer seien ungefähr 15 Minuten im Reaktor gewesen, wie die Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf den AKW-Betreiber Tepco in Tokio berichtete. Ziel der Aktion sei gewesen, den Zustand der technischen Ausrüstung zu überprüfen.

Tepco-Angaben zufolge waren die Arbeiter ungefähr eine Viertelstunde im Reaktorgebäude und in dieser Zeit einer Strahlung von bis zu 4,72 Millisievert (Tausendstel Sievert) ausgesetzt. In Deutschland bekommt ein Mensch jährlich etwa 2 Millisievert an natürlicher Hintergrundstrahlung ab. Die Explosion im Reaktor 2 geschah wenige Tage nach dem Erdbeben und Beginn der Atomkatastrophe am 11. März dieses Jahres. Zuvor hatten Arbeiter bereits den Reaktor 1 betreten, um ein Kühlsystem für die Brennstäbe vorzubereiten.

RAdioaktive Muttermilch

Die Auswirkungen der Katastrophe auf die Gesundheit der Menschen in der weiteren Umgebung Japans sind erneut deutlich geworden. Kyodo berichtete unter Berufung auf eine Bürgerinitiative, dass bei fünf von 41 untersuchten Frauen in Tokio und zwei weiteren Präfekturen radioaktive Substanzen in der Muttermilch gefunden wurde. Bei einer Frau seien minimale Mengen an radioaktivem Jod 131 und bei vier weiteren Frauen Cäsium-Isotope festgestellt worden. Die gemessenen Werte hätten aber alle unter den Grenzwerten gelegen, die bei Trinkwasser für Kinder unter einem Jahr gelten.

Nach der Atomkatastrophe waren große Mengen radioaktiven Materials in die Atmosphäre und ins Meer gelangt. Kurze Zeit später waren Spinat und Milch aus der Umgebung der Atomruine in Fukushima radioaktiv verstrahlt. Auch im Trinkwasser der etwa 240 Kilometer entfernten Millionenstadt Tokio tauchte radioaktives Jod auf.