Jahrhundertkampf

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Um Superlative war der Sport noch nie verlegen. Und so soll in der Nacht zum Sonntag nicht mehr und nicht weniger als der „Boxkampf des Jahrhunderts“ steigen.

Einmal ganz abgesehen davon, dass das 21. Jahrhundert noch ganze 85 Jahre andauern wird, hat sich das Duell zwischen Floyd Mayweather und Manny Pacquiao einen Superlativ ganz bestimmt verdient: Es ist die bisher größte Lizenz zum Gelddrucken der Boxgeschichte.

„Rumble in the Jungle“, „Thrilla in Manilla“, Clay vs. Liston oder Lewis vs. Schmeling, die legendären Boxkämpfe des 20. Jahrhunderts hatten alle eine interessante Vorgeschichte, jedoch erst das Geschehen im Ring machte aus ihnen Jahrhundertkämpfe. Ob Mayweather und Pacquiao, die beide kurz vor der Boxrente stehen, zu einer vergleichbaren epischen Ringschlacht fähig sind, bleibt abzuwarten.

In den USA jedenfalls bricht das Duell alle Rekorde. Das ist bemerkenswert, denn Mayweather und Pacquiao sind keine brachialen K.o.-Schläger aus dem Schwergewicht, sondern echte Hänflinge, also Weltergewichtler unter 66,67 kg. Und trotzdem dominiert Mayweather die Box-Schlagzeilen in den Vereinigten Staaten mangels valabler Alternativen im Schwergewicht. Er ist der bestbezahlte Sportler der Welt und trägt seinen Reichtum gerne zur Schau, was ihm den Beinamen „Money“ einbrachte. Mayweather ist das arrogante Großmaul, während Gegner Pacquiao als „Philippinischer Halbgott“ die Demut in Person verkörpert. Demnach könnten die Gegensätze zwischen beiden Boxern kaum größer sein, was natürlich eine wichtige Zutat für einen richtig großen Kampf ist.

Was den Kampf einzigartig macht, sind die wahnwitzigen Geldsummen, mit denen jongliert wird. 400 Millionen US-Dollar (ca. 358 Millionen Euro) sollen umgesetzt werden, die Börsen sprengen alles bisher Dagewesene. So soll der als Profi noch ungeschlagene Mayweather für seinen Auftritt 150 Millionen Dollar kassieren, Pacquiao, durch seine bisher fünf Niederlagen in der Außenseiterrolle, immerhin noch 100 Millionen. Auch Ali und Foreman kassierten beim „Rumble in the Jungle“ 1974 eine für damalige Verhältnisse astronomische Antrittssumme (je fünf Millionen Dollar). Zaires Diktator Mobutu investierte das Geld damals als Werbemaßnahme für sein Land.

Für die Börsen von Mayweather und Pacquiao ist in erster Linie das Fernsehen zuständig. Frei empfangbar ist der Kampf so gut wie nirgendwo. Selbst ein Pay-TV-Abo reicht nicht, denn richtig Geld verdient wird heutzutage mit Pay-per-View. Wer also den Kampf in den USA sehen will, der muss mindestens 80 Euro bezahlen. So sollen allein in den USA 275 Millionen Euro aus der Tasche der Boxfans gezogen werden. Bei Sky Deutschland kostet das Duell zu nachtschlafender Zeit immerhin noch stolze 30 Euro.

Unter dem Strich kauft man dafür die Katze im Sack. Zwar ist es in Anbetracht der boxerischen Klasse der Protagonisten sehr wahrscheinlich, dass es zu einem großen Kampf kommt. Eine Garantie dafür gibt es jedoch nicht. Der Sieger wird sich als bester Boxer seiner Ära bezeichnen können, und das über alle Gewichtsklassen hinweg gesehen.

Ein „Jahrhundertkampf“ allerdings ist das Duell Mayweather vs. Pacquiao bisher nur, was die umgesetzten Geldsummen betrifft.