„Ich kenne die anderen nicht“

„Ich kenne die anderen nicht“
(Tageblatt-Archiv)

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Seit Dienstag müssen sich vor Gericht insgesamt 21 Beschuldigte aus Nigeria wegen Drogenhandel im großen Stil verantworten.

Ihnen droht eine Haftstrafe bis zu fünf Jahren. Ende Oktober 2015 war es der Polizei gelungen, einen der größten Drogenringe des Landes in Wasserbillig zu zerschlagen.

Es kommt nur selten vor, dass ein Prozess gegen insgesamt 21 Angeklagte stattfindet (Link). Kurz vor 9 Uhr am Dienstag waren alle 21 Angeklagten, darunter eine Frau, anwesend. Einige von ihnen sitzen zurzeit in Untersuchungshaft und wurden mit einer Polizeieskorte zum Bezirksgericht gebracht. Anlässlich der ersten Sitzung wurde die Identität aller Angeklagten überprüft. Eine Aufgabe, die nicht leicht war, denn die meisten von ihnen besitzen mehrere Alias-Namen. Insgesamt 55 solcher Namen mussten von der Ermittlern überprüft werden.

Schreiben an Gericht widerrufen

Der Vorsitzende der Strafkammer, Marc Thill, bemerkte am Anfang des Prozesses, dass einer der Hauptangeklagten dem Gericht ein Schreiben hat zukommen lassen, in dem er alle Vorwürfe einräumt. Der Richter wollte vom Beschuldigten wissen, ob die Aussagen des Schreibens noch immer stimmen würden. Der Mann verneinte dies jetzt und verstrickte sich in verworrene Aussagen. „Maacht elo mol eng Paus, all Saz muss iwwersat ginn, soss versti mir guer näischt“, so der Richter. Der Angeklagte erklärte daraufhin, er habe in Wasserbillig niemanden damit beauftragt, Drogen zu verkaufen. Nur in der Hauptstadt habe er Bekannte gehabt, die Drogen verkauft hätten. Diese stritten aber alle Vorwürfe ab.

Der zweite Hauptbeschuldigte, Eigentümer des Hauses in Wasserbillig, wo die Razzia im Oktober 2015 stattfand, betonte, er kenne die anderen Angeklagten nicht. „Ich wollte mich für die Menschen einsetzen und deswegen habe ich das Haus vermietet. Ich hatte keine Ahnung, dass sich dort eine Drogenmafia niedergelassen hatte“, so der Mann. Um in dem Haus in Wasserbillig wohnen zu dürfen, mussten laut der Anklageschrift 20 Euro pro Nacht gezahlt werden. Privilegierte Bewohner konnten 400 Euro pro Monat zahlen. Nahrung durften die Bewohner nicht mit ins Haus bringen. Sie konnten im hauseigenen Geschäft aber Esswaren kaufen. So wurden die Drogengelder weißgewaschen.

Anlässlich der Razzia der Polizei im Oktober 2015 wurden eine große Summe Bargeld und mehrere Kilo Drogen gefunden. Der Drogenring soll hauptsächlich mit Kokain und Marihuana gedealt haben.