„Ich bin mehr Rumäne als Sie“

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(dpa)

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Die WM-Qualifikation ist für Christoph Daums Rumänen weit entfernt. Jetzt prüft der Verband die Zukunft des Nationaltrainers, Trennung nicht ausgeschlossen. Den früheren Bundesliga-Coach bringen die Spekulationen gewaltig in Rage.

Christoph Daums jüngster Wutausbruch wurde zum Internet-Hit, doch seine Zeit als Rumäniens Fußball-Nationaltrainer könnte schon bald vorbei sein. Verbandschef Razvan Burleanu schließt eine vorzeitige Entlassung des Deutschen nicht aus, wie rumänische Medien am Mittwoch berichteten.

Weil die Rumänen kaum noch Chancen auf die Teilnahme an der WM 2018 haben, werde die Technische Kommission des Verbands nun über Daums Leistung beraten und eine Entscheidung fällen. Daums Vertrag läuft offiziell bis 2018. Der Vertrag mit Daum hatte dieses Ziel, nämlich die Qualifikation für die Weltmeisterschaft, ließ Burleanu vielsagend wissen.

„Lügen“

Er bedaure es zwar nicht, Daum im vorigen Jahr engagiert zu haben, „zugleich aber steht und fällt ein Trainer mit den Resultaten, und die Resultate sind nicht zu unserem Vorteil“, fügte der Verbandsboss hinzu. Das klingt nicht gut für Christoph Daum.

Der frühere Bundesliga-Trainer selbst hatte zuvor äußerst irritiert auf Fragen nach einem Rücktritt reagiert und dabei einem rumänischen Journalisten sogar mangelnde Vaterlandsliebe vorgeworfen. Bei einer Pressekonferenz vor dem 3:2-Testspielsieg gegen Chile am Dienstag in Cluj schimpfte der 63-Jährige über „Lügen“ der rumänischen Medien, die seine Leistung „zerstören“ würden.

Mehr als zwei Minuten lang redete sich Daum immer mehr in Rage, das Video wurde im Netz zum Renner. „Manchmal habe ich das Gefühl, ich bin mehr Rumäne als Sie“, rief er einem Journalisten zu. Er identifiziere sich mehr mit dem Land und seinen Menschen als einige Journalisten, wetterte Daum.

Der einstige Stuttgarter Meistercoach hatte das rumänische Team vor elf Monaten übernommen. In der WM-Qualifikation liegt die Mannschaft nach der jüngsten 1:3-Niederlage in Polen mit sechs Punkten aus sechs Spielen auf Platz vier der Gruppe E. Seit Wochen schon wird über eine vorzeitige Ablösung Daums und die Höhe seiner Abfindung spekuliert, weil sich die hohen Erwartungen an ihn bislang nicht erfüllten.

„Ohrfeige“

Immerhin gelang dem Team im letzten Test vor der Sommerpause gegen Deutschlands Confed-Cup-Gegner Chile ein Achtungserfolg. Im Anschluss an das Spiel habe Daum seinen Ausraster in privater Runde bedauert, will die Tageszeitung „Gazeta Sporturilor“ erfahren haben.

Der frühere Nationalspieler Cornel Dinu indes kritisierte Daum scharf. „Niemand hat jemals in diesem Maße den Atem und den patriotischen Geist der rumänischen Nation beleidigt. Daum muss dafür eine gerechte Strafe bekommen, damit die Spur der Ohrfeige verblasst, die er der rumänischen Wange versetzt hat“, sagte Dinu.