Hollande weiht Forschungsinstitut in Florange ein

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(Reuters/Pool)

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Einen „Risikobesuch“ hat die französische Tageszeitung Le Monde den Besuch von François Hollande bei ArcelorMittal in Florange genannt. Einige Gewerkschaften werfen ihm vor, seine Versprechen nicht gehalten zu haben.

Schon seit dem frühen Montagmorgen hatten sich Gewerkschafter von CGT und FO vor den Toren des ArcelorMittal-Werks in Florange versammelt. Die beiden Gewerkschaften werfen Hollande vor, seine Versprechen aus dem Wahlkampf gebrochen zu haben. „Er hatte zugesagt, die Hochöfen werden erhalten bleiben“, so ein Gewerkschaftsvertreter der CGT, kurze Zeit später seien sie hingegen ausgeblasen worden.

Während des Präsidentschaftswahlkampfes war François Hollande im Februar 2012 bereits schon einmal nach Florange gekommen. Im Gepäck hatte er damals das Versprechen, notfalls die Hochöfen am Standort von ArcelorMittal in Florange zu verstaatlichen – eine Lösung, zu der auch der ehemalige französische Industrieminister Arnaud Montebourg neigte.

Nach seiner Ankunft in Florange am Nachmittag traf sich der Staatspräsident zuerst mit Direktionsvertretern und Gewerkschaftern von ArcelorMittal. Details dieser Zusammenkunft wurden keine bekannt. Am späten Nachmittag weihte Hollande dann das neu gegründete „Institut de métallurgie du Val de Fensch“ Metafensch in Uckange ein.
„Noch vor wenigen Jahren war das Fenschtal in einer schwierigen Situation“, so Hollande in seiner Ansprache. „2012 befand sich die französische Industrie in einem desolaten Zustand. Fast 700.000 Arbeitsplätze sind in den zehn Jahren davor verloren gegangen.“ Doch das hat sich nach Ansicht des Staatspräsidenten deutlich geändert. Bei ArcelorMittal in Florange habe niemand seinen Arbeitsplatz verloren.

190 Millionen an Investitionen

„Es gab in Florange keinen Sozialplan und niemand wurde entlassen“, so Hollande weiter. Alle von der Schließung betroffenen knapp 630 Mitarbeiter hätten am Standort eine neue Stelle gefunden oder seien in Rente gegangen. Viele der Mitarbeiter haben an Umschulungsmaßnahmen teilgenommen und würden heute höher qualifizierte Tätigkeiten ausüben.

„Seither sind außerdem 190 Millionen Euro in Florange investiert worden. Und ich wollte sicherstellen, dass das Versprechen von ArcelorMittal, diese Summe zu investieren, noch während meiner Amtszeit eingelöst wird. Und es wurde eingelöst“, erklärt der Staatspräsident.

Anders als die bei ArcelorMittal in Florange schwächer vertretene CGT, die den Besuch François Hollandes boykottierte, haben die beiden größeren Gewerkschaften, die CFDT und die CFE-CGC, die 2012 unterzeichnete Vereinbarung zwischen dem Staat, ArcelorMittal und den Gewerkschaften mitgetragen.
Mit dieser Vereinbarung sollten 2.000 Arbeitsplätze am Standort langfristig gesichert werden.

Positive Bilanz der „Loi Florange“

„Wenn man von Florange spricht, denken manche an Werksschließung, an Entlassungen. Dabei sind neue Arbeitsplätze entstanden und es wurde investiert“, so Hollande weiter. Von einem Ende des Stahlstandortes könne also keine Rede sein. Vielmehr sei die Gründung von Metafensch ein Beweis für die Strahlkraft des Fenschtals. „Ich wollte, dass in Uckange diese in Frankreich, ja in der Welt, einmalige Plattform entsteht, von der die gesamte französische Industrie profitieren kann“, so Hollande weiter.

Außerdem sei das Gesetz gestimmt worden, das große Konzerne verpflichtet, einen Käufer zu suchen, wenn jener einen Standort schließen möchte. Doch dieses Gesetz bringe den Mitarbeitern nichts, wenn der Konzern keinen Käufer findet, kritisiert die CGT. Sie würden dann aber ihren Arbeitsplatz verlieren.

Aber der Präsident zieht eine andere Bilanz. „Die ’Loi Florange’ ist mittlerweile rund 100-mal angewendet worden, in den meisten Fällen erfolgreich“, so Hollande. Für den Standort gibt sich der französische Staatspräsident zuversichtlich. „Florange ist keine Erinnerung, sondern die Zukunft und ein Zeichen dafür, dass sich die Anstrengungen gelohnt haben.“