Hoffmann und die Freunde vom BND

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(dpa)

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Laut einer Zeugenaussage hatte der ehemalige Luxemburger Geheimdienstchef Charles Hoffmann beste Beziehungen zum deutschen Auslandsnachrichtendienst BND. Und die hatte er noch bis vor kurzem.

Am vergangenen Mittwoch ließ Anwalt Gaston Vogel im Bommeleeër-Prozess eine Bombe platzen. In einer eidesstattlichen Erklärung spricht der deutsche Historiker
Andreas-Johann Kramer davon, dass hinter den Anschlägen in Luxemburg „Stay Behind“ steht. Nach eigener Aussage war sein Vater Offizier beim Bundesnachrichtendienst in Deutschland. Er war dort Koordinator im deutschen „Stay Behind“-Netz und Verbindungsmann nach Großbritannien und zu den Benelux-Staaten. Sein Deckname war „Cello“. Die Aussagen des ehemaligen BND-Offiziers mit dem Klarnamen Johannes Karl Kramer sind brisant: So sei das „Stay Behind“ Netzwerk in Luxemburg an sämtlichen Anschlägen zwischen 1984 und 1985 beteiligt gewesen.

„Die Ziele waren als Übungen gedacht für spätere Feindeinsätze hinter den Frontlinien. Für meinen Vater galten die Luxemburger Agenten als sehr zuverlässige Partner innerhalb der Nato „Stay Behind“-Organisation.
Das Verschwinden des Beweismaterials in mehreren Etappen wurde von meinem Vater zusammen mit Charles Hoffmann organisiert, um alle Spuren zu verwischen. Mein Vater hatte mir dies noch zu Lebzeiten während meiner Tätigkeit im Bundestag in Bonn 1991 und im Frühjahr 1992 anvertraut“, steht in der Aussage

„Unsere Geräte funktionierten nicht“

So sei Charles Hoffmann in seiner Eigenschaft als Operationsleiter der Stay Behind in Luxemburg als „Spezialagent“ in einem damals geheimen Natostützpunkt in Sardinien in Sabotage, Sprengung und Einbrüchen im Zeitraum von 1973 bis 1976 ausgebildet worden. Die Luxemburger Agenten der Stay Behind wurden in Schottland in den gleichen Sparten ausgebildet, heißt es in der eidesstattlichen Erklärung weiter.

Neben der Durchführung von Sabotageakten sollten diese Leute unter anderem „Personen schleusen“ und im Einzelfall sogar Personen gezielt aus dem Weg schaffen. In Kooperation mit AEG Telefunken entwickelte der BND eigens ein spezielles Funkgerät. Das FS-5000. Das unter dem Nato-Codenamen „Harpoon“ bekannte Gerät kam auch in Luxemburg zum Einsatz. Es soll eine Sendereichweite von bis zu 6000 Kilometer gehabt haben. Wenn es denn mal funktionierte. „Unsere Geräte funktionierten nicht,“ hatte Charles Hoffmann im Untersuchungsausschuss Geheimdienst in einem Nebensatz erwähnt. Der Stückpreis eines solchen Geräts lag damals bei umgerechnet 250.000 Euro.

In einem Wort.lu-Interview dementiert Hoffmann die Aussagen. „Ich kenne weder den Vater Kramer noch den Sohn. Ich habe nie mit einem Agenten des Bundesnachrichtendienstes oder einem Angehörigen der Bundeswehr im Stay Behind zusammengearbeitet. Das Netzwerk hat nichts mit den Anschlägen der Bommeleeër zu tun“, sagt Hoffmann.
Er habe auch nicht an einer Ausbildung auf Sardinien teilgenommen. Zu dieser Zeit war er noch Soldat in Luxemburg, erklärt Hoffmann.

Hoffmann und seine BND-Kontakte

Engere Verbindungen hatte Charles Hoffmann allerdings zu den deutschen Kollegen, auch über seine Dienstzeit hinaus. So gilt er als eines der Gründungsmitglieder des 2003 aufgestellten „Gesprächskreis Nachrichtendienste in Deutschland e.V“. In der Satzung des Vereins mit Sitz in Berlin heißt es: „Durch öffentliche Tagungen will man Transparenzdefizite beheben“. Dem Verein gehören mehr als 20 Mitglieder aus Ex-Schlapphüten, Wissenschaftler und Publizisten an.

Zur Zeit des Kalten Krieges gab es eine eigene Abteilung beim Bundesnachrichtendienst, die sich auschließlich mit der Organisation und Planung von „Stay Behind“ befasste. In den 80’er Jahren war sie in der Unterabteilung 12C angegliedert. Dazu hat wohl auch der BND-Mann „Cello“ gehört. Jahrelanger Leiter der Abteilung war Wolbert Smidt. Smidt war erster Präsident und Mitgründer neben Charles Hoffmann im „Gesprächskreis Nachrichtendienste“.

Verrat durch „Cello“

Wie inzwischen aus der Stasi-Aktenlage hervorgeht, war das „Stay Behind“-Netz der Nato der damaligen Sowjetunion in allen Details bekannt. Ein Informant war der BND-Offizier „Cello“. Seine damalige Sekretärin Heidrun Hofer liefert brisante BND-Daten über das streng geheime Verteidigungskonzept der NATO an die Sowjetunion. „Cello“ soll dabei als Doppelagent fungiert haben. 1976, kurz vor Weihnachten, wird Frau Hofer verhaftet. Bei einem Verhör im Münchner Landeskriminalamt springt sie aus dem sechsten Stock. Aufgrund ihrer schweren Verletzungen wird das Spionageverfahren gegen sie nie eröffnet und 1987 wegen Verjährung eingestellt. Was aus „Cello“ wurde ist nicht bekannt. Die Ermittlungsakte ist bis heute als geheim eingestuft.