„Hallo, ich will Soldat werden“

„Hallo, ich will Soldat werden“
(Nico Wildschutz )

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Seit Freitag gibt es ein Büro der luxemburgischen Armee in der Hauptstadt. Einer unserer Journalisten hat den Selbsttest gemacht und sich rekrutieren lassen.

Wenn man an Rekrutierungsbüros der Armee denkt, schießen einem gleich Bilder von amerikanischen Filmen durch den Kopf, wo breite Soldaten junge Leute zum Unterschreiben irgendwelcher Papiere drängen. Als ich gehört habe, dass eben solch ein Büro in Luxemburg-Stadt öffnen würde, war meine Neugier geweckt. Wie läuft so ein Gespräch eigentlich ab? Also habe ich den Selbsttest gemacht und mich rekrutieren lassen.

Das Büro befindet sich auf dem Boulevard Royal. Auffällig ist es nicht. Durch ein Schaufenster, in dem das Wappen der luxemburgischen Armee zu sehen ist, kann man einen Blick hinein erhaschen. Doch ich will ja nicht vor der Tür stehen bleiben, sondern mich drinnen über meine Möglichkeiten bei der „Lëtzebuerger Arméi“, wie über dem Schaufenster steht, informieren lassen.

„Eine Offizierskarriere“

Die Innenausstattung ist in einfachem Weiß gehalten. Mit den Bildern aus amerikanischen Filmen hat das eindeutig nichts zu tun. Ein Mann in Uniform, geschätzt Mitte 30, kommt mit einem breiten Lächeln auf mich zu. Er scheint sich zu freuen, dass ich da bin. Tatsächlich ist außer mir niemand hier. Ein zweiter Uniformierter sitzt an einem Schreibtisch etwas weiter weg und tippt irgendetwas in seinen Computer. Er schaut nur kurz hoch in meine Richtung, bevor er seinen Blick wieder dem Bildschirm zuwendet.

Ich werde freundlich begrüßt, und der Mann fragt, wie er mir helfen könne. „Ich würde mich gerne über meine Möglichkeiten bei der Armee informieren“, erkläre ich. Er nickt und führt mich nach hinten zu seinem Schreibtisch. Wir setzen uns hin, bevor er nachhakt, welchen Schulabschluss ich habe. „Première“, sage ich. „Na dann steht Ihnen eine Offizierskarriere offen“, so der Mann lächelnd. Ich müsse dann zur Akademie nach Brüssel gehen und dort einen Bachelor und einen Master machen.

„Eigentlich will ich Soldat werden“

Ich erkläre, dass es mich eigentlich interessieren würde, Soldat zu werden. „Kein Problem, davon halten wir Sie sicherlich nicht ab.“ Er fängt an, mir die Voraussetzungen, den Ausbildungsweg und meine Karrierechancen zu erklären. Fast könnte man vergessen, dass man gerade in einem Rekrutierungsbüro sitzt – wären da nicht die Uniform meines Gesprächspartners und die Fotos von schießenden Soldaten, die an der Mauer hinter ihm hängen.

Ich hake nach, wie mein Alltag als Soldat aussehen würde. „Eigentlich ist es eine fortwährende Ausbildung. Sie lernen über die drei Jahre hinweg zum Beispiel, wie man mit den verschiedenen Waffen umgeht, machen den Führerschein, um auf dem Dingo fahren zu dürfen, und lernen viele weitere Sachen“, sagt der Mann. Langweilen würde man sich nie. Außerdem nehme man als Soldat regelmäßig an Übungen im Ausland teil, auch wenn sich Luxemburg gerade nicht an Missionen beteilige. „Das hängt davon ab, was die NATO gerade braucht.“

„Der ist auch ökologisch“

Der Aufnahmetest macht mir Sorgen. „Ich bin eigentlich nicht sehr sportlich“, erkläre ich. Kein Problem. Er dreht seinen Bildschirm in meine Richtung und zeigt mir die verschiedenen Sportstests in einem kurzen Video. „Ich gebe Ihnen eine Broschüre mit Trainingsprogramm mit, damit Sie gut vorbereitet sind.“ Er zeigt mir auf seinem Bildschirm, wo ich die benötigten Formulare einschicken kann. „Ich kann Ihnen die Formulare aber auch gleich mitgeben“, sagt er. Gerne!

Dann schreibt er noch meinen Namen, meine Adresse, meine Immatrikulationsnummer und Telefonnummer auf. „Wieso brauchen Sie das?“, frage ich nach. „Damit wir verfolgen können, wie Ihre Bewerbung abläuft“, erklärt er. Er gibt mir noch ein paar Broschüren mit und fragt, ob ich eine Tüte bräuchte. Ich verneine, da ich einen Rucksack dabei habe. „Nehmen Sie die Tüte mit. Wenn Sie sie nicht brauchen, kann Ihre Mutter sie zum Einkaufen benutzen“, sagt er lachend.

Er kramt in einer Schublade und zieht einen Jutebeutel mit dem Logo der luxemburgischen Armee heraus. „Der ist auch ökologisch“, so der Mann mit einem breiten Grinsen. Ich gehe aus dem Rekrutierungsbüro und stopfe den Jutebeutel samt Broschüren und Formular in den Rucksack. Ich bin froh, dass es nicht so abgelaufen ist wie in den amerikanischen Filmen. Sonst hätte ich jetzt wohl irgendein Papier unterschrieben und müsste demnächst auf dem „Härebierg“ antreten. Seltsam war es trotzdem. Ich bleibe doch lieber Journalist.