Gute Filme für alle

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(Sdidier)

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Derzeit läuft eine Initiative zur Rettung des letzten Escher Traditioskinos „Ciné Ariston“. Die Macher wollen im Brill-Viertel eine lebendige Begegnungsstätte etablieren

Der Fotograf Paulo Lobo und der Regisseur Adolf El Assal haben eine enge persönliche Verbindung zum „Ciné Ariston“. Lobo hat als Schüler im Rahmen des Ciné Club im Escher „Lycée Hubert Clément“ viel Zeit in dem Escher Kino verbracht. Und auch Adolf El Assal, der sich selbst als „Minetter“ bezeichnet, war als Jugendlicher häufig in dem Kino im Escher Brill-Viertel anzutreffen. Es sei ein Ort mit einer Seele, mit Persönlichkeit, der erhalten bleiben müsse, sagt Paulo Lobo.

Als die beiden hörten, dass das Kino geschlossen werden soll, haben sie im Februar dieses Jahres gemeinsam die Facebook-Seite „Sauvons le Ciné Ariston“ (Link) ins Leben gerufen. Mehrere Monate lang blieb die Seite fast unbemerkt, bis Ende vergangener Woche die Zahl der „Likes“ plötzlich in die Höhe schoss. Woran es lag, können sie auch nicht genau sagen. Vielleicht haben die Schwarz-Weiß-Fotos von der Fassade des Gebäudes, die Lobo kurz zuvor hochgeladen hatte, den Ausschlag gegeben.

Kleine Kinos

370 Personen unterstützen mittlerweile die Initiative zur Rettung des Ciné Ariston. An Ideen fehlt es den beiden Künstlern nicht. Eine Kooperative wollen sie gründen, die sich um die Verwaltung des Kinos kümmert. Das nötige Geld wollen sie über Crowdfunding sammeln.

Bei ihrer Initiative orientieren sie sich an Bewegungen wie „Tugg“ in den USA, „Our Screen“ in England oder „I like cinema“ in Frankreich. Auf diesen Internetplattformen können die Nutzer eigene Screenings organisieren. Nicht nur den Film, sondern auch das Kino können sie selbst aussuchen. Bei den Kinos handelt es sich vor allem um kleine Säle, die auf diese Weise wiederbelebt und vor dem Aussterben bewahrt werden können.

Uni einbinden

Die zur Auswahl stehenden Filme sind meist unbekannte Streifen, die nie den Sprung in die großen Multiplex-Säle schaffen. „Ich komme gerade vom Festival in Cannes zurück. Drei Viertel der Filme, die dort gelaufen sind, werden nie in Luxemburg gezeigt werden. Das ist sehr schade, denn es sind sehr gute Filme dabei. Solche Filme könnte man zum Beispiel im Ariston zeigen“, erklärt Adolf El Assal. Der junge Regisseur und Produzent hat viele Kontakte zu Filmleuten und Verkäufern im Ausland, so dass es für ihn nicht schwierig ist, an gute Filme heranzukommen.

Paulo Lobo könnte sich auch vorstellen, die Uni Luxemburg und die Schulen aus Esch und der Südregion mit einzubinden, so dass man einen Beitrag zum Bildungsangebot leisten würde. Auch andere Darstellungsformen wie Kunst oder Musik wollen die beiden miteinbeziehen.

Lebendige Begegnungsstätte

Die Umsetzung dieser Ideen kann aber nur klappen, wenn möglichst viele Menschen sich beteiligen. „Auf unserer Facebook-Seite wollen wir erst einmal möglichst viele Ideen einfangen“, meint Paulo Lobo. „Es geht uns darum, eine Bewegung zu schaffen, um die Initiative zu starten.“ In dieser Bewegung sollen sich dann auch Freiwillige finden, die sich später ehrenamtlich an der Organisation und Ausführung der Projekte beteiligen, denn eine kommerzielle Angelegenheit soll es nicht werden, wie die Initiatoren betonen.

Vor allem aber wollen sie die Stadt Esch dazu bewegen, das Gebäude zu kaufen, zu erhalten und sich später auch am Projekt zu beteiligen. „Das Schöne am Ariston ist doch, dass es sich mitten im Escher Stadtzentrum befindet. Es liegt in einem lebendigen Viertel, unweit der Alzettestraße und des Brillplatzes mit dem Resistenzmuseum und dem Stadttheater. Ganz in der Nähe sind auch das Jugendhaus und die Brillschule“, weiß Paulo Lobo. Er und Adolf El Assal wollen, dass das Escher Kino wieder zu einer lebendigen Begegnungsstätte wird, wo sich Menschen treffen und austauschen können.