Grausige Arbeit am Absturzort

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Es ist eine grausige Arbeit am Absturzort, dort in den südlichen französischen Alpen, wo der Germanwings-Airbus in endlos kleine Trümmer zerschmettert liegt.

Um die 150 Toten zu identifizieren, müssen zunächst die sterblichen Überreste der Insassen geborgen werden. Aus dem vorderen Bereich des Airbus A320, der gegen eine Bergwand prallte, sind die Trümmer und Leichenteile winzig, aus dem hinteren Bereich größer, berichten Einsatzkräfte am Ort der Katastrophe. Mit Hilfe von DNA-Analysen sollen die Toten dann identifiziert werden.

Die Bergungskräfte und Ermittler müssen sich anseilen, um in dem steilen Berggelände überhaupt arbeiten zu können. Ein Teil der Ermittler kümmert sich um DNA-Proben, die anderen unterstützen die Ermittlungen der Justiz zur Absturzursache. Mit mehreren Hubschraubern wurden auch am Freitagmorgen wieder dutzende Polizisten und Experten an den Absturzort gebracht.

DNA-Proben

„Wir sammeln erst die biologischen Elemente, dann die Trümmer“, sagt ein Polizist im nahegelegenen Seyne-les-Alpes. In dem kleinen Dorf rund zehn Kilometer von der Absturzstelle entfernt stehen neben der Kapelle, in der hunderte Familienangehörige am Donnerstag getrauert hatten, einige Zelte. Die Angehörigen von Opfern, die eingewilligt hatten, gaben dort ihre DNA-Proben ab.

Einige hundert Meter weiter wurde ein biologisches Labor mit mehreren durch Generatoren mit Strom versorgten Kühlwagen und Kleintransportern für die Identifizierungsarbeit vor weißen, lichtundurchlässigen Zelten geparkt. „Wir haben ein Feldlabor eingerichtet in Seyne, wo wir an die Identifizierung der Opfer gehen,“ erläutert Gendarmerie-Sprecher Xavier Vialenc. „Von den Trümmern des Flugzeugs ist nicht viel übrig, vor allem die zahlreichen menschlichen Überreste müssen eingesammelt werden, die Arbeiten könnten noch zwei Wochen dauern.“

40 Experten

Etwa 40 Experten arbeiten in Seyne-les-Alpes auf der Basis der „am Berg entnommenen Proben, die per Hubschrauber zurückgebracht werden, bevor sie von sechs Gendarmen“ bis zum Labor gebracht werden. „Wir entnehmen hier die DNA und vergleichen sie mit den bei den Familien entnommenen Proben.“ Das gesamte Labor ist ebenso wie der Weg vom Hubschrauberlandeplatz bis dorthin von der Polizei abgeriegelt.

Für gewöhnlich versuchen Ermittler nach Unfällen, Anschlägen oder Naturkatastrophen, Fingerabdrücke von den Opfern zu nehmen oder nach persönlichen Gegenständen wie Ausweisen oder Schmuck zu suchen. Auch besondere Merkmale wie Operationsnarben gehören zu den geeigneten Kennzeichen für eine Identifizierung. Finden die Spezialisten wegen des Grades der Verletzungen solche Merkmale nicht, erstellen sie normalerweise einen Zahnstatus. Um einen Toten über sein Gebiss zu identifizieren, müssen Zahnarztunterlagen oder Röntgenbilder vorliegen.

Grauenhafte Zerstörung

Wegen der grauenhaften Zerstörung der Germanwings-Maschine dürfte es bei viele Todesopfern der Katastrophe notwendig sein, eine DNA-Analyse vorzunehmen – das ist die zeitaufwändigste und kostspieligste Methode. Bergungskräfte vor Ort hatten berichtet, die größten Leichenteile, die sie gesehen hätten, seien „nicht viel größer als ein Aktenkoffer.“ Für die Familien der Opfer bedeutet das Prozedere eine schwer zu ertragende, lange Wartezeit.

„Die Familien haben mich gefragt, wann sie die Leichname bekommen könnten“, sagte der Staatsanwalt von Marseille, Brice Robin, am Donnerstag nach einem Treffen mit Angehörigen. Die sterblichen Überreste würden freigegeben, „wenn die ganze Kette der DNA-Nachforschung abgeschlossen ist“. Dem Staatsanwalt zufolge wird das „Wochen“ dauern.