Generationswechsel bei der Sinn Féin

Generationswechsel bei der Sinn Féin
(Reuters)

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Die Nachfolgerin von Martin McGuinness heißt Michelle O’Neill. Die 40-Jährige übernimmt in turbulenten Tagen die Führung der nordirischen Partei.

Die katholisch-republikanische Partei Sinn Fein in Nordirland hat einen Generationswechsel eingeleitet. Als Nachfolgerin des zurückgetretenen Vizeregierungschefs Martin McGuinness soll künftig die 40-jährige Michelle O’Neill die Sinn Fein in der nordirischen Regierungskoalition vertreten, wie die Partei am Montag in Belfast bekanntgab.

Anders als McGuinness hat O’Neill keine Erfahrungen im Untergrundkampf, sie kam erst nach dem Friedensabkommen von 1998 in die Politik. O’Neill gilt als überzeugte irische Nationalistin und Befürworterin eines vereinigten Irlands. In einer Videobotschaft verwies sie am Montag auf den prägenden Einfluss ihres Vaters und ihres Cousins.

Typische Biografie für den „Norden“

Ihr Vater Basil hatte im Gefängnis gesessen, weil er in der irisch-republikanischen Untergrundgruppe IRA gekämpft hatte. Ihr Cousin Tony Doris war 1991 bei einem Einsatz der britischen Armee getötet worden. Die designierte Vizeregierungschefin ging in ihrer Videobotschaft aber auch auf die Anhänger eines Verbleibs Nordirlands bei Großbritannien zu. „Das vereinigte Irland, das wir anstreben, ist ein Ort für jeden“, sagte sie. „Niemand hat etwas zu fürchten.“

Die IRA hatte jahrzehntelang gewaltsam für eine Loslösung Nordirlands vom protestantischen Großbritannien gekämpft. 1998 wurde mit dem Karfreitagsabkommen ein Friedensprozess in Nordirland eingeleitet. Seitdem teilen sich die protestantische DUP und die Sinn Fein die Macht in der halbautonomen britischen Provinz.

„Neue Stellvertreterin. Altes Problem.“

Der bisherige Vizeregierungschef McGuinness war nach einem Streit mit Regierungschefin Arlene Foster zurückgetreten und hatte damit die Regierungskoalition zum Scheitern geplatzt. Im März soll es Neuwahlen geben. Die DUP reagierte kritisch auf O’Neills Ernennung. Über Twitter verbreitete sie eine Karikatur, die O’Neill in der Tasche von Sinn-Fein-Präsident Gerry Adams zeigt. Darunter war zu lesen: „Neue Stellvertreterin. Altes Problem.“