Gelder gegen den Klimawandel

Gelder gegen den Klimawandel

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Die globale Energiewende kostet in den kommenden 34 Jahren jährlich 1.000 Milliarden Dollar, das sagt die Internationale Energieagentur. Die Börse in Luxemburg will helfen einen Teil dieser Summe zu finanzieren.

„Das COP21-Abkommen hat alles verändert“, so Robert Scharfe, der CEO der Luxemburger Börse. „Das Quota von Staaten, die 85 Prozent aller Emissionen verursachen, wurde erreicht. Das Abkommen wird umgesetzt.“ Dies bedeutet, dass die Nachfrage nach Finanzierungsinstrumenten für grüne Projekte in Zukunft rapide ansteigen wird.

Schon im Jahr 2016 rechnet Scharfe mit einem neuen Rekord bei grünen Obligationen. „Das Volumen der grünen Wertpapiere wird, bis zum Ende des Jahres eine Höhe von 100 Milliarden Dollar erreichen.“ Mit weiter zunehmender Tendenz.
Eine weitere Entwicklung, die diesen Trend verstärkt ist, dass das Kapital sich seit kurzen von klassischen Finanzierungsinstrumenten weg und hin zu nachhaltigen Anleihen bewegt. „Es gibt ein enormes Potenzial im grünen Markt“, stellte der CEO der Börse fest.

Vorreiterrolle bei grünen Anleihen

„Viele institutionelle Anleger wollen ihr Geld in Zukunft zu immer größeren Anteilen grün anlegen“, so Scharfe. „Die Emittenten müssen also nachziehen, wenn sie genügend Kapital einnehmen wollen.“ Aktuell würde es aus der Privatwirtschaft nur eine sehr geringe Nachfrage nach nachhaltigen Schuldscheinen geben.
„Die Investoren sind skeptisch“, erklärte Scharfe diese Zurückhaltung. Grüne Schuldscheine müssten mehr Standards einhalten, die zusätzliche Kosten verursachen. Auch auf der Seite Emittenten gäbe es Vorbehalte. „Wenn ich Schulden ohne weitere Einschränkungen machen kann, warum dann grün?“

Des weiteren gibt es in diesem noch sehr jungen Markt für grüne Obligationen Unsicherheiten – Stichwort „Greenwashing“. Wenn sich herausstellt, dass das finanzierte Projekt dann doch nicht so grün gewesen ist, schadet dies der ganzen Sache. Hier sieht die Luxemburger Börse eine Nische, in der sie erfolgreich werden kann.

Am Dienstag wurde der „Luxembourg Green Exchange (LGX)“ ins Leben gerufen. Die Nachricht ging um die Welt. Das Wirtschaftsmagazin Forbes, Bloomberg, die Financial Times – alle schrieben über den LGX. „Erstmals wurde eine Plattform geschaffen, auf der sich das Angebot und die Nachfrage nach grünen Anleihen begegnen können“, so Julie Becker von der Börse.

Strikte Kriterien für die Aufnahme von Papieren

Der LGX zeichnet sich vor allem durch strikte Kriterien für die Aufnahme von Papieren aus. Einzigartig ist, dass die Emittenten nachdem die Anleihe herausgegeben wurde Ex-Post-Berichte veröffentlichen müssen. Es wird also kontrolliert, dass das Kapital auch wirklich in grüne Projekte fließt. Bei der Vorstellung, gestern in der Börse, legte die Verantwortliche für grüne Anleihen großen Wert auf diese Berichte.

Die Regeln für die Ausgabe einer grünen Anleihe sind im Grunde die gleichen, wie für klassische Anleihen, mit zusätzlichen grünen Regeln: das Kapital darf nicht für den Bau von Kernkraftwerken verwendet werden. Auch der Handel mit vom Aussterben bedrohten Tier- und Pflanzenarten ist ausgeschlossen. Unternehmen, die Gelder einnehmen wollen um Projekte zu finanzieren, die Tierversuche beinhalten gehen auch leer aus, wenn sie im LGX Kapital nachfragen. Ein weiteres Ausschlusskriterium sind Ausgaben, die in Zusammenhang mit fossilen Energien stehen.

„Das europäische Zentrum für nachhaltige Finanz“

Luxemburg hat also gute Chancen in Zukunft „das europäische Zentrum für nachhaltige Finanz“ zu werden. Das Land kann aus den Erfahrungen mit klassischen Bonds aufbauen und, wie bei diesen, die internationale Referenz in dem Bereich werden.