Gebühren am Schalter sorgen für Ärger

Gebühren am Schalter sorgen für Ärger
(ole Spata)

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Durch Gebühren am Schalter sollen die Kunden zum Online-Banking gedrängt und Arbeitsplätze abgeschafft werden. In Belgien und in den Niederlanden wurde das brutal vorgemacht.

Wer bei der BCEE vom eigenen Sparbuch Geld abheben möchte, muss mittlerweile 3 Euro Gebühren bezahlen. Doch die „Spuerkeess“ ist nicht das einzige Geldinstitut in Luxemburg, das mit der Erhebung von Gebühren für Schalterdienstleistungen für Ärger bei den Kunden sorgt.

Raiffeisen geht anderen Weg

Diesen Weg der höheren Gebühren am Schalter will die Genossenschaftsbank Raiffeisen nicht einschlagen. „Der Kunde ist ein Kunde“, argumentierte Geschäftsführer Guy Hoffmann gestern. „Wir spielen die Karte der Hausbank. Wir begleiten den Kunden während seines ganzen Lebens.“ In dem Sinne sei das Abheben von Geld am Schalter oder das Tätigen einer Überweisung ein integraler Teil der Dienstleistungen, die Raiffeisen ihren Kunden biete.
Die Genossenschaftsbank setze zwar auf die digitale Zukunft – aber nicht nur. Man wolle möglichst nahe beim Kunden sein und ihm die Möglichkeit der Wahl bieten: Will er lieber die Bankgeschäfte digital oder am Schalter tätigen? Trotzdem müsse auch Raiffeisen von Zeit zu Zeit ihr Filialnetz überdenken. „Eine Filiale kostet enorm viel Geld“, so Hoffmann. Wenn also keine oder kaum noch Kunden in eine Filiale kämen, dann müsse sie geschlossen oder mit anderen zusammengelegt werden.

Eine Überweisung bei der BGL BNP Paribas kostet 3,50 Euro, wenn man als Kunde am Schalter Geld auf ein Konto überweisen möchte, dessen Inhaber kein Kunde bei der Bank ist. Aber auch in diesem Fall kostet die Überweisung immer noch 1 Euro.

Kahlschlag bei den Beschäftigten

Einzahlungen auf das eigene Spar- oder Girokonto werden ebenfalls mit 3 Euro in Rechnung gestellt, ebenso wie Abhebungen. Auch die BIL kassiert bei ihren Kunden ab, wenn sie am Schalter eine Überweisung auf ein Konto tätigen wollen, dessen Inhaber Kunde bei einer anderen Bank ist. Zwar ist bis eine Überweisung pro Monat kostenlos, danach aber schlägt sie mit 2 Euro zu Buche.

Ganz kräftig hinlangen tut die BIL dann, wenn Kunden eigenes Geld von ihrem Girokonto abheben möchten. Das kostet dann 5 Euro bei Abhebungen von bis zu 5.000 Euro. Darüber hinaus verrechnet die Bank dann 0,3 Prozent des Werts. Wer also zum Beispiel 10.000 Euro abhebt, muss 30 Euro Gebühren bezahlen. Auch die Post kassiert kräftig ab. Für eine Überweisung auf ein Girokonto, das nicht von der Post ist, verlangt das Institut ganze 8 Euro.

Deutlich günstiger ist hingegen die Raiffeisen. Abhebungen bis zu 50.000 Euro sind kostenfrei. Abhebungen über diesem Betrag kosten 25 Euro.

Die ING verlangt bei Barabhebungen am Schalter ebenfalls kräftig Gebühren. Wer 5.000 Euro von seinem eigenen Geld abheben möchte, muss dafür 50 Euro hinlegen. Auch Überweisungen kosten 2 oder 5 Euro, je nach deren Höhe.

Stellenabbau trotz Milliardengewinn

Das oftmals von Bankenseite vorgebrachte Argument, die niedrigen Zinsmargen würden die Gebührenerhöhung notwendig machen, zieht schon alleine deswegen nicht, weil die Geldhäuser in Luxemburg im vergangenen Jahr ihren Gewinn vor Steuern und Rückstellungen um fast 15 Prozent und ihren Umsatz um 7,8 Prozent im Vergleich zu 2015 gesteigert haben.

Die Geldinstitute in Luxemburg verfolgen mit ihrer Gebühren-Politik ein klares Ziel. Sie wollen den Gang zum Schalter für die Kunden immer unattraktiver machen. Sie wollen sie zum Online-Banking drängen. Denn dann können sie Personal abbauen und Filialen schließen. Die ING hat auf brutale Weise vorgemacht, was es für die Mitarbeiter bedeutet, wenn man die Kunden aus den Schalterräumen weg und hin zum Online-Banking drängt. So verkündete die ING Belgien im November letzten Jahres, insgesamt 3.158 Arbeitplätze streichen zu wollen.

Das entspricht rund 40 Prozent aller Stellen des Geldhauses in Belgien. Auch in den Niederlanden sollen 3.500 Jobs wegfallen.
In Belgien soll rund die Hälfte der Filialen der ING und deren Tochter, der Record Bank, geschlossen werden.

Rücksichtslosigkeit

Als Begründung gab die Bank damals an, dass sie weniger Personal und Filialen bräuchte, da ja „immer mehr Kunden das Online-Banking“ nutzten. Es ist ganz einfach unfair, die Schuld für den Personalabbau auf die Kunden abzuwälzen. Denn es war die ING selbst, die in der Vergangenheit massiv die Kunden zum Online-Banking gedrängt hatte.

Und es zeugt auch von der Rücksichtslosigkeit der Bank. Denn als die ING ihren Plan zum Stellenabbau im November 2016 angekündigt hat, war bereits klar, dass sie in den ersten drei Quartalen einen Nettogewinn von insgesamt 3,9 Milliarden Euro verbucht hatte. Mit ihrer Gebühren-Politik stellen sich die Banken in Luxemburg gegen ihr Personal und gegen ihre Kunden.

Da hilft es auch nichts, wenn die Geldhäuser Kunden über 65 Jahren (bei der BCEE zum Beispiel erst ab 75 Jahren) Überweisungen und Geldabhebungen gratis anbieten.
Denn wenn das Gros ihrer Kunden ins Online-Banking abwandert, wird das unweigerlich zur Schließung von Filialen führen, so dass ältere Menschen dann einen noch weiteren Weg bis zu ihrer Bank in Kauf nehmen müssen.

„Heute drängen wir die Kunden aus den Schalterhallen auf die Straße. Und in ein paar Jahren gehen wir dann auf die Straße, um sie wieder einzusammeln“, erklärt eine Schaltermitarbeiterin einer großen Bank aus Luxemburg, die anonym bleiben möchte.