Gaddafi-Millionen für Sarkozy?

Gaddafi-Millionen für  Sarkozy?

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Muammar Gaddafi soll den Wahlkampf von Nicolas Sarkozy vor fünf Jahren mit sehr viel Geld unterstützt haben. Der Deal wurde laut einem Dokument über eine Schweizer Bank abgewickelt.

Neu sind die Vorwürfe nicht. „Wir verlangen von diesem Clown, dass er dem libyschen Volk das Geld zurückgibt, das er zur Finanzierung seiner Wahlkampagne bekommen hat“, sagte Saif al-Islam, der Sohn des libyschen Ex-Diktators Muammar Gaddafi, vor einem Jahr in einem Interview mit Euronews. Gemeint war Nicolas Sarkozy, der die libyschen Rebellen unterstützte, statt sich für die großzügige Wahlkampfhilfe zu revanchieren. „Wir haben alle Bankdetails, Konten und Dokumente“, drohte Saif al-Islam, der heute im Gefängnis sitzt.

Ein solches Dokument wurde am Montag von der Enthüllungs-Plattform Mediapart veröffentlicht. Es wurde im Zuge von Ermittlungen gegen den libanesischen Waffenhändler Ziad Takieddine sichergestellt, wie ein Mediapart-Journalist dem „Guardian“ erklärte. Takieddine hatte demnach 2005 den Kontakt zwischen dem damaligen Innenminister Nicolas Sarkozy und Muammar Gaddafi hergestellt. Dabei ging es um die Finanzierung von Sarkozys Präsidentschaftswahlkampf 2007 mit nicht weniger als 50 Millionen Euro.

Sarkozys Besuch in Libyen

Im Oktober 2005 besuchte Nicolas Sarkozy Libyen. Dabei wurde der Deal gemäss dem kryptisch abgefassten Dokument von seinem Vertrauten Brice Hortefeux sowie Saif al-Islam Gaddafi besiegelt. Die Überweisung sollte über eine noch nicht bestimmte Schweizer Bank auf ein Konto in Panama erfolgen. Hortefeux bestritt gegenüber Mediapart, dass es beim damaligen Besuch in Tripolis um Wahlkampfhilfe ging. Tatsache aber ist, dass Sarkozy kurz nach seiner Wahl zum Präsidenten nach Libyen gereist war und Gaddafi später mit großem Pomp in Paris empfangen hatte.

Der Präsident wies den Bericht am Montag im Fernsehsender TF1 als „grotesk“ zurück. Hätte Gaddafi seinen Wahlkampf finanziert, „dann wäre ich nicht sehr dankbar gewesen“, meinte er in Anspielung auf Frankreichs führende Rolle bei der Nato-Intervention in Libyen. Ob sich die Enthüllungen auf Sarkozys Kampagne für seine Wiederwahl auswirken werden, bleibt vorerst offen. In einer neuen Umfrage des Instituts Ifop liegt der konservative Staatschef erstmals vor seinem Herausforderer François Hollande. In der Stichwahl würde der Sozialist allerdings mit 54,5 Prozent nach wie vor klar gewinnen.