Französische AKW so unsicher wie Fukushima

Französische AKW so unsicher wie Fukushima
(dpa)

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Im Atomenergieland Frankreich fühlt sich die große Mehrheit der Bevölkerung schlecht auf einen möglichen AKW-Störfall vorbereitet. Laut Greenpeace-Studie sind alle 58 Reaktoren genauso unsicher wie jener in Fukushima.

Bislang ging in Frankreich die Meinung um, französische Reaktoren seien besonders sicher. Nach einer am Montag veröffentlichten Greenpeace-Umfrage wissen 88 Prozent der Franzosen nicht genau, wie sie in einer Notlage handeln müssten. Gleichzeitig denken zwei Drittel der Befragten, dass in ihrem Land ein ähnliches Atomunglück wie im japanischen Fukushima möglich sei. Frankreich ist mit insgesamt 58 Reaktoren mit Abstand der größte Produzent von Atomstrom in Europa.

Die französische Regierung hatte zusätzliche Wertungen, sogenannte Stresstests, von den Betreiberfirmen EDF und Areva verlangt. Diese wurden von der Atomaufsichtsbehörde ASN geprüft. Ein Super-Gau wie jener in Fukushima wurde bislang in französischen Atommeilern für sehr unwahrscheinlich gehalten.

Wie Fukushima

Doch laut Greenpeace basieren diese Stresstests bloß auf theoretischen Modellen, in denen die meisten Risikofaktoren ausgelassen wurden.

In einer Gegenstudie kommt die Umweltorganisation zum Ergebnis, dass alle 58 französischen Atommeiler im Falle einer Kernschmelze nicht besser standhalten würden als jener in Fukushima. Risse in den Außenwänden, durch welche Radioaktivität ausströmen könnte, wäre die Folge. Keineswegs würden die französischen Meiler besser abschneiden als jener in Fukushima.

Kritik

Greenpeace kritisierte anlässlich der Umfrage den umweltpolitischen Kurs der beiden Spitzenkandidaten im französischen Präsidentschaftswahlkampf. Der amtierende Staatschef Nicolas Sarkozy habe durch Fantasie-Zahlen zu angeblich drohenden Arbeitsplatzverlusten oder Strompreiserhöhungen Ängste in der Bevölkerung geschürt, kommentierte Energiepolitik-Sprecherin Karine Gavand.

Auch die Glaubwürdigkeit von Herausforderer François Hollande sei zweifelhaft. Der sozialistische Kandidat habe zwar eine Reduzierung der Atomenergieproduktion bis 2025 um 25 Prozent vorgeschlagen. Bislang sei aber nur die Schließung eines Atomkraftwerks vorgesehen und Hollande wolle außerdem das Kernkraftwerk-Projekt in Flamanville weiterführen.