Experten am Werk

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Am Donnerstag sagte ein weiterer Ermittler im Zeugenstand aus. Auch hagelte es wieder Kritik an der Arbeit der Ermittler. Weitere Pannen wurden bekannt. Nächste Woche dann macht der Prozess eine Pause.

Eingangs der Sitzung vom Donnerstag kritisierte der Anwalt der Verteidigung Gaston Vogel wieder die Arbeit der Ermittler. Es soll zu Vorverurteilungen gekommen sein. Die Staatsanwaltschaft und die Verteidigung betonen noch einmal, dass die Aussagen der Srel-Agenten Kemmer und Schneider alles andere als klar seien. Sie fordern, dass beide unter Eid aussagen.

Licht könnte indes bald in die Srel-Stay Behind-Verbindung kommen. Ermittler Joël Scheuer sagte im Zeugenstand, er werde am 10. Mai Ermittlungsberichte zu der Affäre vorlegen. Die Staatsanwaltschaft ergänzte, sie habe die kompletten Unterlagen über die Geschichte beim Srel angefordert.

Beweisstücke verschwanden

Ermittler Scheuer erklärte am Donnerstag ausführlich, um welchen Sprengstoff es sich bei den Attentaten handelte. Aber auch hier kam zutage, dass bei mehreren Anschlägen keine kriminaltechnische Untersuchung erfolgte. Auch verschwanden viele Beweisstücke aus bisher ungeklärten Gründen. Klar war nur, dass es sich bei den Bombenlegern um Leute handelte, welche großes Fachwissen besaßen. Des Weiteren erklärte Scheuer, dass viele Mitglieder der Gendarmerie damals das notwendige Wissen hatten, um Bomben zu basteln. Bei der Analyse der Anschläge wurde klar, dass Sprengstoff-Experten am Werk waren, erklärte der Ermittler. Die Quecksilberschalter stammten vorwiegend aus Spielautomaten. Die Täter hatten die Registriernummern aber immer entfernt, um Spuren zu verwischen. Die Sprenggsätze, zum Beispiel am Findel (10. November 1985) waren ausgeklügelt und mit „Extra-Sicherheiten“ ausgestattet.

Die Täter waren vorsichtig. So hatten sie bei den Anschlägen von Hollerich (23. Juni 1985) genaue Ortskenntnisse, so die Zeugen. In Asselscheuer sollten am 5. Juli 1985 mit der Sprengfalle mögliche Opfer angelockt werden. Der Anschlag in den Kasematten ging indes schief, weil ein Zünder sich gelöst hatte. Laut Ermittler suchten die Täter lediglich nach Aufmerksamkeit, als sie am 28. August 1985 zwei Sprengsätze (Polizeistation und Straßenbauverwaltung) auf dem Glacis explodieren ließen.

Die Ermittler sind auch der Ansicht, dass versucht wurde, die Gendarmerie einzuschüchtern. Nur so erklären sie sich die Explosion eines zweiten Sprengsatzes am 28. Mai 1985 in Itzig, als die Beamten schon vor Ort waren. Damals hätten am Tatort chaotische Zustände geherrscht, erklärten die Ermittler Scheuer und Klein.