Exklusiv – Das Interview mit Raif Badawis Ehefrau

Exklusiv – Das Interview mit Raif Badawis Ehefrau
(dpa/Patrick Seeger)

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10 Jahre Haft und 1000 Stockhiebe: Der saudische Blogger Raif Badawi wurde durch sein Leid bekannt. Das Tageblatt hat ein Exklusiv-Interview mit seiner Ehefrau geführt.

In Saudi-Arabien herrscht ein zunehmend repressives politisches Klima. Blogger und Aktivisten werden ausgepeitscht und willkürlich ins Gefängnis gesteckt. Zu den bekanntesten Opfern dieses Terrorregimes gehört der saudische Blogger und Menschenrechtsaktivist Raif Badawi (31). Er wurde 2014 zu zehn Jahren Haft und 1000 Stockhieben verurteilt. Er soll angeblich den Islam beleidigt haben. Die ersten 50 Stockhiebe hatte er im Januar erhalten, die weitere Bestrafung wurde vorläufig ausgesetzt, offiziell aus Gesundheitsgründen.

Mittlerweile kennt fast die ganze Welt das Gesicht des charismatischen Saudi. Während Badawi im Gefängnis ausharrt, reist seine Ehefrau, Ensaf Haidar, rund um den Globus: Sie will auf das Schicksal ihres Ehemannes aufmerksam machen. Am Mittwoch nahm Haidar für Badawi den Sacharow-Preis im Europaparlament an. In einer emotionalen Rede appellierte sie an die Weltgemeinschaft und plädierte für die konsequente Respektierung der Menschenrechte.

„Freie Meinungsäußerung“

Am Donnerstag reiste Haidar weiter nach Luxemburg. Man hatte sie zu einer öffentlichen Debatte eingeladen, an der unter anderen Amnesty-International-Direktor Stan Brabant teilnahm. Das Tageblatt erhielt die Gelegenheit ein Exklusiv-Interview mit der mutigen Ehefrau von Badawi zu führen. Hier ein Auszug aus dem Interview mit Ensaf Haidar:

Tageblatt: Viele Staaten sprechen Ihrem Mann ihre Solidarität aus, kooperieren aber weiter mit Saudi-Arabien. Hypokrisie?
Ensaf Baidar: „Das hängt von der allgemeinen Situation der internationalen Beziehungen ab. Sie werden sicherlich nicht beendet. Aber ich hoffe, dass die Staatenlenker rund um die Welt dennoch Raifs bedingungslose und direkte Freilassung fordern.“

Sie betonen stets die Wichtigkeit im Fall Ihres Mannes, humanitäre Fragen nicht mit politischen Fragen zu vermischen. Ist das in diesem Fall überhaupt noch möglich?
„Es geht um Raifs Schicksal. Er hat nichts Schlechtes getan, dass er solch eine oder überhaupt eine Strafe verdient hätte. Deswegen fordern wir im Sinne des Pazifismus seine Freilassung. Er hat nur eines seiner fundamentalen Menschenrechte ausgeübt: die freie Meinungsäußerung.“

(…)

Stehen Sie in Kontakt zu Raif?
„Bevor er in das letzte Gefängnis gelangte, hatte ich zwei-, dreimal pro Woche Kontakt mit ihm. Wir konnten jedes Mal bis zu zehn Minuten miteinander sprechen. Aber es ist jetzt eine Weile her, dass ich ihn am Telefon erreicht habe. In diesem zweiten Gefängnis hat er kein Telefon mehr.“

Wie sieht sein Gesundheitszustand aus?
„Seine Gesundheit ist stark angeschlagen. Ich mache mir sehr große Sorgen. Er befindet sich seit zwei Wochen im Hungerstreik. Ich bin mir sicher, dass das Auswirkungen auf seine Gesundheit hat. Man hat uns mitgeteilt, dass die Gefängnisleitung ihn vor einem Gericht erscheinen lässt. Der Hauptanklagepunkt lautet „Hungerstreik“. Es existiert kein Gesetz auf dieser Welt, das jemanden verurteilen oder bestrafen könnte, weil er einen Hungerstreik begeht.“

Lesen Sie am Freitag (18. Dezember) das vollständige Interview in der Print-Ausgabe des Tageblatt

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