Ermittlungen vorerst auf Eis gelegt

Ermittlungen vorerst auf Eis gelegt
(Oliver Berg)

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Mit der Aufnahme von Ermittlungen gegen kritische Netzjournalisten hat sich Generalbundesanwalt Harald Range zum Ziel scharfer Kritik gemacht.

Der Vorwurf des Landesverrats trat eine Welle der Solidarität mit dem Internetportal „Netzpolitik.org“ los, Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) ging auf Distanz zu Range – der die Ermittlungen am Freitag dann vorerst auf Eis legte. Politiker und Medienvertreter hatten Ranges Vorgehen als Angriff auf die Pressefreiheit kritisiert. Die Einleitung der Ermittlungen löste eine erregte Debatte aus: Begehen Journalisten tatsächlich Landesverrat, wenn sie über Praktiken der deutschen Geheimdienste berichten?

Range hatte auf Strafanzeigen des Verfassungsschutzes hin entsprechende Ermittlungen eingeleitet – wirkte in der anschließenden Debatte über das politisch heikle Vorgehen gegen Journalisten aber weitgehend isoliert. Mit „Blick auf das hohe Gut der Presse- und Meinungsfreiheit“ sehe er von „nach der Strafprozessordnung möglichen Exekutivmaßnahmen ab“, teilte Range schließlich der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ mit. Zunächst müssten nun externe Sachverständige klären, ob überhaupt ein Verrat von Staatsgeheimnissen stattgefunden habe.

Gutachten

Ein solches Gutachten könne aber nur im Rahmen eines förmlichen Ermittlungsverfahrens eingeholt werden, erklärte Range. „Bis zum Eingang des Gutachtens wird mit den Ermittlungen innegehalten.“ „Netzpolitik“-Chefredakteur Markus Beckedahl, gegen den sich die Karlsruher Ermittlungen richteten, hielt seine Kritik an Range aufrecht. „Bis dahin zu einer offiziellen Einstellung der Ermittlungen gibt es keinerlei Entwarnung“, erklärte er auf seiner Internetseite. „Wir sehen das weiterhin als massiven Einschüchterungsversuch, der nicht nur gegen uns, sondern gegen alle kritischen Journalisten und Blogger gerichtet ist.“

Justizminister Maas distanzierte sich demonstrativ von Range. Er habe dem Generalbundesanwalt seine Zweifel bezüglich der Ermittlungen mitgeteilt, erklärte Maas. Seine Zweifel bezögen sich darauf, ob es sich bei den veröffentlichten Dokumenten „um ein Staatsgeheimnis handelt, dessen Veröffentlichung die Gefahr eines schweren Nachteils für die äußere Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland herbeiführt“.

Einschüchterungsversuch

Politiker von Opposition und SPD werteten die Einleitung von Ermittlungen als Einschüchterungsversuch. Von einem „Frontalangriff auf die Pressefreiheit“ sprach Grünen-Politikerin Claudia Roth. „Es muss einem Angst und Bange werden“, fügte sie hinzu. SPD-Vizechef Thorsten Schäfer-Gümbel verurteilte Ranges Vorgehen im „Tagesspiegel“ als „völlig unverhältnismäßig“. Linken-Fraktionsvize Jan Korte kritisierte: „Wer sich solcher Maßnahmen bedient oder sie flankiert, will eine andere Republik.“ Die Kritiker verübelten es Range insbesondere, dass er gegen kritische Journalisten ermittle, im Zuge der Spionageaffäre um die vermutete massenhafte Ausspähung durch die Geheimdienste NSA und BND aber keinen Anlass für Strafverfahren sieht.

Vertreter der Regierungsparteien CDU und CSU hielten sich mit Kritik zurück. „Natürlich sind auch Journalisten nicht sakrosankt“, sagte der Unionsinnenexperte Stephan Mayer (CSU) im Deutschlandfunk. „Wenn Journalisten Geheimdokumente veröffentlichen oder weitergeben, dann machen sie sich genauso strafbar wie andere Personen.“

Lesen Sie auch:

Ermittlungen werden kritisiert

Strafverfahren wegen Landesverrats