Einer der Kirchen-Angreifer identifiziert

Einer der Kirchen-Angreifer identifiziert
(AP/Francois Mori)

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Nach dem Kirchen-Anschlag in Frankreich wurde nun einer der beiden Täter identifiziert. Außerdem wurde ein 16-Jähriger festgenommen.

Einer der beiden Angreifer, die bei der Attacke auf eine Kirche in Nordfrankreich einen Priester töteten, war erst 19 Jahre alt. Der bei der Geiselnahme von der Polizei erschossene Adel Kermiche sei im März 1997 in Mont-Saint-Aignan nahe der Stadt Rouen geboren worden, sagte der Pariser Staatsanwalt François Molins am Dienstagabend.

Reise nach Syrien

Der zweite Angreifer wurde bislang nicht formell identifiziert. Molins bestätigte vorherige Ermittlerangaben, wonach Kermiche im vergangenen Jahr zwei Mal versuchte, nach Syrien zu reisen. „Wir wussten, dass er nach Syrien gehen wollte“, berichtete ein Nachbar von Kermiches Familie, die im nahe Rouen gelegenen Saint-Etienne-du-Rouvray lebt – in der Kleinstadt also, in der sich die Bluttat ereignete.

In der Moschee habe er den jungen Mann nie gesehen, sagte der 60-Jährige der Nachrichtenagentur AFP. Zweimal hatte Kermiche im vergangenen Jahr versucht, nach Syrien zu reisen, wie der Pariser Staatsanwalt François Molins am Dienstagabend darlegte.

Mit der Identität des Bruders

Beim ersten Mal im März 2015 – kurz vor seinem 18. Geburtstag – versuchte er es über Deutschland unter der Identität seines Bruders. Er wurde in Deutschland aber nach einem Hinweis eines Familienmitglieds festgenommen und zurück nach Frankreich geschickt. Weniger als zwei Monate später unternahm er den zweiten Versuch, diesmal über die Schweiz. Die Reise endete in der Türkei, wo Kermiche gemäß einem internationalen Haftbefehl festgenommen wurde, bevor er über die Schweiz nach Frankreich ausgeliefert wurde.

Dieses Mal kam der junge Mann, der am 25. März 1997 in der bei Rouen gelegenen Gemeinde Mont-Saint-Aignan geboren wurde, in Untersuchungshaft. Die Justiz beschuldigte ihn der Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung in Verbindung mit einem Terrorvorhaben.

Attentäter war Behörden bekannt

Im März 2016 wurde er aber unter strengen Auflagen und mit einer elektronischen Fußfessel in den Hausarrest entlassen. Das birgt gewaltigen politischen Sprengstoff: Wieder schlug in Frankreich ein Attentäter zu, der den Sicherheitsbehörden wohlbekannt war.

Die Behörden müssen sich fragen lassen, ob der Anschlag in Saint-Etienne-du-Rouvray nicht hätte verhindert werden können. Im Radiosender RTL sagte ein Jugendlicher, der sich als Bekannter von Kermiche ausgab, dieser habe aus Anschlagsplänen keinen Hehl gemacht. „Ich bin nicht erstaunt, er hat mir die ganze Zeit davon erzählt.“ Kermiche habe vom Islam gesprochen – und vor zwei Monaten auch von einem Angriff auf eine Kirche. „Ich habe es nicht geglaubt, er hat immer viel erzählt.“ „Er war jemand wie wir, ich weiß nicht, wie er abgleiten konnte“, sagte dagegen ein anderer Bekannter auf RTL. „Ihm wurde das Gehirn gewaschen.“

Frage nach weiteren Komplizen

Die Radikalisierung des jungen Mannes wird nun intensiv die französischen Ermittlungsbehörden beschäftigen, ebenso wie die Frage nach weiteren Komplizen und Hintermännern. Das Beispiel Kermiche zeigt aber auf beängstigende Weise, wie gefährlich schon junge Islamisten werden können.

Im Zuge der Ermittlungen ist auch ein Minderjähriger in Polizeigewahrsam genommen worden. Der in Algerien geborene 16-Jährige sei der jüngere Bruder einer Person, die mit internationalem Haftbefehl gesucht werde, sagte der Pariser Staatsanwalt François Molins am Dienstagabend.

Durchsuchungen bis in den Abend

Diese solle im März 2015 mit den Papieren des identifizierten Angreifers aus der Kirche in das irakisch-syrische Gebiet gereist sein.

Die Ermittler führten auch Durchsuchungen durch, die am Abend noch andauerten. Zwei mutmaßliche Terroristen hatten in einer Kirche bei Rouen Geiseln genommen und den Priester ermordet.

Verletzter außer Lebensgefahr

Der Verletzte des Terroranschlags auf eine Kirche in Saint-Etienne-du-Rouvray ist nach den Worten der Staatsanwaltschaft offenbar außer Lebensgefahr.

Das 86-jährige Gemeindemitglied sei mit einer Stichwaffe am Hals verletzt worden, sagte der Pariser Staatsanwalt François Molins am Dienstagabend. Das Innenministerium hatte zuvor erklärt, der Mann schwebe «zwischen Leben und Tod».