Eine Mehrheit für Sarkozy

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(Finn Overdick)

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Frankreich vor der Entscheidung: In Luxemburg dürfen rund 16.700 französische Staatsbürger bei den Präsidentschaftswahlen ihre Stimme abgeben. Beim ersten Wahlgang stimmten 39,2 Prozent für Sarkozy.

Fährt man am Sonntagmorgen in Luxemburg-Stadt die Avenue Victor Hugo in Richtung Lycée Vauban, denkt man kaum an Verkehrschaos und lange Autoschlangen. Diesen Sonntag mußte man einige Minuten mehr einplanen, um an sein Ziel zu gelangen. Verstopfte Seitenstraßen, überfüllte Gehwege im nahen Umfeld der Schule an der Avenue Joseph Sax.

Selbst das nasskalte Wetter an diesem Wochenende schreckt die Franzosen vor der Urne nicht ab. Ordner im Lycée Vauban zeigen wo es lang geht, Wahllisten hängen aus, Pfeile sollen den richtigen Weg weisen. Und vor der Schule hänge Wahlplakate der einzelnen Kandidaten.

Pragmatischer Wähler

Wem er bei der Wahl zum Staatspräsidenten seine Stimme gibt, daraus macht Sebastian kein Geheimnis: „Ich wähle Hollande.“ Das tut der Banker allerdings aus reinem Pragmatismus: Hollande sei für ihn das kleinere Übel. „Es hat sich nichts geändert. Und es wird sich sowieso nie etwas ändern“, sagt eine aufgebrachte Dame, die ihren Mann zur Urne begleitet.

Kann man mit der Wahl was verändern in Frankreich? „Nein, kann man nicht! Aber Leuten die Augen öffnen und sie zum Denken animieren,“ so ein Familienvater, der mit seiner kleinen Tochter vor einem der 15 Wahlbüros in der Schule auf seine Frau wartet.

Immer „links“

„Ich möchte Nicolas Sarkozy abwählen,“ sagt die junge Etienne. „Mit der Ankündigung, er (Sarkozy) werde die Einwanderungszahlen in Frankreich halbieren und das Schengen-Abkommen in Frage stellen, buhlt er um die Anhänger von Marine Le Pen. Und das macht mir Angst. Er sollte mal ein paar Jahre in Luxemburg leben und Europa verstehen lernen,“ wirft die junge Wählerin nach.

„Ob der sozialistische Kandidat François Hollande gewinnen wird, weiß ich nicht, in Luxemburg aber sicher nicht“, meint Claude Degreaux und verlässt das Gebäude. Ein Rentner spaziert aus dem Wahllokal in Richtung Avenue Joseph Sax. Als junger Mann sei er immer „links“ gewesen, sagt er, als man ihn anspricht. Schon 1968 habe er in Paris auf der Straße demonstriert. Heute aber gehe es nur noch ums Geld, das ist Schade – egal wen man wählt.

21 Prozent für François Hollande

Am Sonntagabend wurden die Wahlresultate aus Luxemburg bekannt. Nicolas Sarkozy lag mit 39,2 Prozent der Stimmen vorn. François Hollande erhielt 21 Prozent, Marine Le Pen 7,6 und Jean-Luc Mélenchon 7 Prozent. In Luxemburg schnitt François Bayrou deutlich besser ab als im Hexagon, er kam mit 16 Prozent der Stimmen auf den dritten Platz. Die Wahlbeteiligung lag bei 57 Prozent.