„Ein leichtfertiges Experiment“

„Ein leichtfertiges Experiment“
(Jean-Claude Ernst)

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In Zukunft soll in den Schulen bereits im Zyklus 1 eine Frühförderung der Mehrsprachigkeit stattfinden. SEW/OGBL betrachtet dieses Vorhaben äußerst skeptisch.

Das SEW/OGBL äußert seine Bedenken gegenüber der Frühförderung der Mehrsprachigkeit im Zyklus 1. Die Gewerkschaft ist der Ansicht, dass die Mehrsprachigkeit an sich in unserem Land gefördert werden müsse, allerdings zeigt sie sich nicht einverstanden mit der Vorgehensweise des Bildungsministers Claude Meisch.

Am 8. November kam es zu einem Abkommen zwischen dem Bildungsminister, der AIP und dem SNE/CGFP. Dieses Abkommen soll die Richtlinien der Erziehungspolitik für den Zyklus 1 vorgeben. Das Konzept zur Förderung der Mehrsprachigkeit soll von den Lehrern selbst untereinander konzipiert werden. Hier kritisiert SEW/OGBL, dass die Prinzipien des Konzepts festgelegt wurden ohne diese mit den dem betroffenen Lehrpersonal abzusprechen. „Für die Lehrer des ersten Zyklus steht fest, dass der Minister die Praxis in den Schulen nicht kennt“, bemängelt die Gewerkschaft.

Keine Studien

Außerdem sieht das SEW/OGBL das Vorhaben skeptisch, da es keine Studie bezüglich der Machbarkeit eines solchen Unterfangens gebe. Die Gewerkschaft ist der Auffassung, „dass in einem solchen vielsprachigen Land wie Luxemburg das Erlernen der drei Landessprachen in der Grundschule auf einem höchst prekären Aufbau beruht, den man nicht durch leichtfertige Experimente gefährden sollte. Die Gewerkschaft sieht das Thema als zu wichtig an, als dass man nun ohne weiteres „ein flächendeckendes Experiment lostreten“ könne, sagt sie.

Sie fordert eine Versuchsphase an verschiedenen Schulen mit unterschiedlichen sprachlichen Situationen und das Erstellen einer Arbeitsgruppe. Zudem ist für das SEW/OGBL fraglich ob die Förderung, so wie sie nun durchgeführt werden soll, wirklich die gewünschte Wirkung zeigen wird.

Zweifel an wirksamer Umsetzung

Die Gewerkschaft geht davon aus, dass die Kinder weiterhin mit dem Lehrpersonal in der Sprache kommunizieren werden, die ihnen am leichtesten fällt, da die Erzieher ohnehin beide Sprachen beherrschen.

Das SEW/OGBL befürchtet, dass das Vorhaben dazu führt, dass die Kinder in keiner Sprache, weder im Luxemburgischen noch im Deutschen stabile Sprachkenntnisse erwerben. „Für das weitere Erlernen der Sprache in den Zyklen 2 bis 4 brauchen die Kinder jedoch eine gute Basis in wenigstens einer Sprache. Die Experimente im ersten Zyklus riskieren also auch Auswirkungen auf den weiteren Spracherwerb zu haben“, so die Gewerkschaft.