Ein Fall Jukos-bis?

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Wiederholt sich der Fall Chodorkowski? Nur dass der russische Oligarch dieses Mal Evegeni Jewtuschenkow heißt, und nebenbei noch Ehrenkonsul Luxemburgs ist?

Die Meldung hatte am Dienstag für Aufregung in der russischen Finanzelite und bei Russlands Neureichen gesorgt. Wladimir Jewtuschenkow wurde in Hausarrest gesetzt. Dem Chef des russischen Mischkonzerns AFK Sistema wird Geldwäsche im großen Stil und Unterschlagung von Gesellschaftsvermögen vorgeworfen. Gegen den Oligarchen und Ehrenkonsul Luxemburgs in Jektarinburg und Chabarowsk wird ermittelt.

Platz 15

Auf der Liste der russischen Superreichen steht Wladimir Jewtuschenkow auf Platz 15. Das Magazin Forbes schätzt sein Vermögen auf 9 Milliarden Dollar. AFK Sistema ist die größte russische Finanzgesellschaft Russlands. Herzstück ist die Erdölfirma Bachneft. Das zweite Filetstück der Gruppe ist das Mobilfunkunternehmen MTC.

Der Mann ist auch in Luxemburg kein Unbekannter. Seine Holding ist neben der „East West United Bank“ in Luxemburg auch am Investitionsfonds „Redline Capital“ beteiligt. Der Fonds investiert eigenen Angaben zufolge in kleine und mittelgroße Industrieunternehmen. Im Aufsichtsrat sitzt neben dem ehemaligen luxemburgischen Wirtschaftsminister Jeannot Krecké (LSAP) auch der Fedil-Präsident Robert Dennewald.

Robert Dennewald hat großen Respekt vor Jewtuschenkow

Er habe großen Respekt vor Jewtuschenkow, sagte uns Robert Dennewald am Mittwoch. Auch beim ihm gelte die Unschuldsvermutung. Vor seinem Engagement bei Redline Capital habe er sich über diese Gesellschaft ausführlich informiert, so der Fedil-Chef. In anrüchigen Affären mische er nicht mit. Am Dienstag hatte Ex-Minister Jeannot Krecké sich jeglichen Kommentars enthalten.

Kernstück des Imperiums Jewtuschenkows

Gegen den 65-Jährigen werde wegen unsauberer Geschäfte während der Privatisierung der Erdölgruppe Bachneft Anfang 2000 ermittelt, heißt es. Das Unternehmen ist ein Kernstück des Imperiums von Jewtuschenkow. AFK Sistema hält 89 Prozent der Anteile von Bachneft. Zuvor war Jewtuschenko bereits als Zeuge bei Ermittlungen gegen Ural Rachimow gehört worden. Der Sohn des baschkirischen Ex-Republikchefs, Murtasa Rachimow, hatte die Ölbranche dieser zu Russland gehörenden Teilrepublik geleitet. Er flüchtete ins Ausland.

Die Ermittlungen gegen Jewtuschenkow erinnern an die Affäre um den ehemaligen Erdölmagnaten Michail Chodorkowski. Von einer Affäre „Jukos-bis“ spricht Alexander Schochin, Präsident des Industriellen- und Unternehmerverbandes Russlands. Chodorkowski war 2003 verhaftet, seine Unternehmensgruppe zerschlagen worden. 2013 kam er aus dem Gefängnis. Ihm war Geldwäsche und Unterschlagung vorgeworfen worden.

Bachneft soll den Besitzer wechseln

Da wolle jemand Jewtuschenkow Bachneft entreißen, meint seinerseits Anvar Amirow ein Moskauer Finanzanalyst. Und dieser jemand stehe dem Kreml nahe, so der Unternehmer in der russischen Zeitung „Vedomosti“. Ex-Oligarch Michail Chodorkowski nennt Igor Setschin, Generaldirektor von Rosneft. Rosneft hatte Jukos übernommen. Setschin stecke hinter den Ermittlungen gegen Jewtuschenkow, sagte Chodorkowski in einem Interview mit Vedomosti am Mittwoch. Setschin wollte AFK Sistema Bachneft abkaufen, aber Jewtuschenkow habe sich geweigert.

In Moskau haben Industrielle und Unternehmer eine Unterschriftenaktion zur Freilassung des AFK-Sistema-Chefs gestartet. Die Petition will der Industriellenverband am Donnerstag dem russischen Präsidenten bei einem Treffen des Staatsrats überreichen. Thema der Sitzung, zu der auch russische Unternehmer eingeladen sind: die Entwicklung der russischen Geschäftswelt und ihrer internationalen Wettbewerbsfähigkeit.

Jewtschenkow verbringt den Hausarrest in seiner Moskauer Datscha. Das Haus darf er vorerst bis zum 16. November nicht verlassen. Er trägt eine Fussfessel und darf nur mit seiner Familie, seinen Rechtsanwälten und den Ermittlern reden.