Drei Monate in der Gewalt der Rebellen

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450.000 Dollar kostete die Freilassung des in Syrien entführten Fotografen Jonathan Alpeyrie. Jetzt berichtet er erstmals über seine Geiselhaft und die Freilassung.

Fast drei Monate war er als Geisel in der Gewalt von islamistischen Rebellen in Syrien, erlebte Folter und Bombenangriffe und wurde nach eigenen Angaben schließlich von einem regierungstreuen syrischen Geschäftsmann für 450.000 Dollar freigekauft: Nach seiner Freilassung hat ein US-französischer Fotograf in einem Interview erstmals über seine Geiselhaft gesprochen. Im französischen Magazin „Paris Match“ vom Donnerstag berichtet Jonathan Alpeyrie, wie er Ende April bei einer Fahrt in die nördlich der Hauptstadt Damaskus gelegene Ortschaft Rankos an einem Checkpoint entführt wurde.

Alpeyrie, der für die Fotoagentur Polaris Images nach Syrien gereist war, hatte ein Treffen mit einer Rebellengruppe in Rankos vereinbart. „Es war eine Falle“, sagte der 34-Jährige in „Paris Match“. Sein örtlicher Führer und Übersetzer habe ihn „verraten und verkauft“. An dem Checkpoint hätten maskierte Männer ihn gezwungen, das Auto zu verlassen. „Sie haben mich auf die Knie gehen lassen und so getan, als würden sie mich mit mehreren Schüssen hinrichten. Dann haben sie mich geknebelt und gefesselt.“

Am Bett festgebunden

Während sein Übersetzer bald freikam, wurde Alpeyrie getreten und in einem Haus drei Wochen lang an einem Bett festgebunden. Seine Entführer, „bärtige Männer“, hätten ihm vorgeworfen, ein „amerikanischer Spion“ zu sein und einmal so getan, als würden sie ihn erwürgen. Später sei er in eine verlassene Villa nahe der Grenze zum Libanon gebracht worden, dort sei er dann besser behandelt worden und habe sich auch mit einem Aufpasser angefreundet.

In dem „Paris Match“-Interview beschreibt Alpeyrie, wie er den Beschuss der Region durch Kampfflugzeuge der Truppen von Syriens Machthaber Baschar al-Assad mitbekam – „Die Bomben schlugen 50 Meter von uns entfernt ein“ – und wie er Zeuge von Folter an vier christlichen, Assad-treuen Milizionären durch die Islamisten wurde: „Sie haben die Hunde auf sie losgelassen und sie mit Gürteln geschlagen.“

Es habe aber auch „lustige“ Momente gegeben, etwa, als er dem Anführer der Entführer in einem Schwimmbecken das Schwimmen beibringen sollte und dieser „Panik bekam“. „Ich habe ihn gehalten wie ein Baby.“

Das Lösegeld des „Geschäftsmanns“

Die Umstände seiner Freilassung beschreibt Alpeyrie als undurchsichtig: Demnach wurde er Mitte Juli in das Haus eines „Scheichs“ gebracht, der ihm zuvor seine Freilassung angekündigt hatte. Dort hätten ihn Männer, die sich als Vertreter der Regierung in Damaskus ausgegeben hätten, abgeholt und in die Hauptstadt gebracht. In Damaskus habe er den „Geschäftsmann“ getroffen, der 450.000 Dollar für seine Freilassung gezahlt habe. Dieser stehe „auf der schwarzen Liste der syrischen Würdenträger“.

Alpeyrie wurde schließlich nach Beirut gebracht. Am 24. Juli – rund drei Monate nach seiner Entführung – kehrte er nach Paris zurück. Im Bürgerkrieg in Syrien werden immer wieder syrische und ausländische Journalisten verschleppt.