„Die Diskussionskultur fördern“

„Die Diskussionskultur fördern“
(Arischard)

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Ein Gespräch zum 20. Jubiläum von Le Jeudi mit Chefredakteur Jacques Hillion.

20 Jahre sind kein hohes Alter für eine Zeitung, aber immerhin ein Grund zum Feiern. Und das tat die Redaktion von Le Jeudi dann auch am vergangenen Donnerstagabend (1. Juni) gemeinsam mit Gästen im Clausener Restaurant „Le Sud“. Wir sprachen mit Jacques Hillion, der seit exakt 20 Jahren als Journalist für die Wochenzeitung arbeitet und die Redaktion leitet.

Wie würden Sie Le Jeudi einordnen? Eher als politische, als kulturelle oder als gesellschaftliche Zeitung?

Etwas von allem; wir haben immer noch verschiedene „Hefte“, auch wenn sie sich physisch nicht mehr als solche präsentieren, und behandeln die genannten Themen jede Woche. Dies bleibt auch beim neuen Layout bestehen.

Le Jeudi wird ein neues Layout bekommen?

In der Tat präsentieren wir uns ab 1. Juni, unserem Jubiläumsdatum, in einer überarbeiteten Form.

Die Jubiläumsfeier findet in der Stadt Luxemburg statt. Sieht Le Jeudi sich eher als eine Zeitung für die Hauptstädter?

Wir sind eine Zeitung des Landes mit allerdings einem starken urbanen Charakter. Unsere Leser konzentrieren sich besonders in und um die Stadt Luxemburg und die großen Städte des Südens.

20 Jahre einer Zeitung bedeuten auch positive und negative Momente. Was ist Ihnen an positiv Erlebtem im Gedächtnis geblieben?

Ja sicher, ich denke da an einen Beitrag, den wir vor gut zehn Jahren über die Geheimdienste gebracht haben und der dazu geführt hat, dass Juncker extra aus Brüssel (wo er zu dem Zeitpunkt war) ins Parlament zurückkehrte, um Stellung zu beziehen. Auch im Rahmen des „Bommeleeër“-Prozesses gab es einen redaktionell starken Moment, als wir ein Farbfoto entdeckten, das bewies, dass die Amerikaner bei der Untersuchung der Attentatsserie hinzugezogen worden waren. Wir hatten daraufhin die Ehre eines polizeilichen Besuchs …

Und negative, nicht angenehme Momente?

Eine Redaktion ist nicht immer ein angenehmer Ort; es braucht viel Energie vieler Menschen, um eine Zeitung zu produzieren: Da gehört es schon mal zum Alltag, dass sich aufgeregt, dass geschrien wird. Aber wir haben das Glück, eine Zeitung machen zu können; mittwochabends sind wir zufrieden oder weniger zufrieden und tags drauf versuchen wir wieder, unser Bestes für die kommende Ausgabe zu geben.

Wie setzt sich die Leserschaft von Le Jeudi zusammen?

Es sind hauptsächlich Menschen, die eine gute Ausbildung haben, Entscheider, die eher gut verdienen, leicht mehr Männer als Frauen.

Wie hat die Zeitung sich im Laufe der Jahre entwickelt?

Die editoriale Ausrichtung („ligne éditoriale“) ist in etwa die gleiche geblieben. Die Redaktion hat sich hingegen stark entwickelt. Zu Beginn produzierten vier Journalisten die Zeitung; heute sind wir zehn Journalisten, plus einer Zuständigen für das Internet.

Wir würden Sie die redaktionelle Linie von Le Jeudi definieren?

Humanistisch und progressistisch, Mitte-links orientiert, aber vor allem wollen wir die Diskussionskultur fördern. Wir wollen eine Meinungszeitung sein, die den vielfältigen Meinungen, die es gibt, eine Plattform bieten will. Wir haben zahlreiche Chronisten, die politisch von der extremen Linken bis zur CSV reichen, und dazwischen viele Schreiber mit einem eher mondänen Charakter. Für uns ist es wichtig, den Akzent auf die Kultur der Debatte zu setzen, die Ideen gegenüberzustellen. Wir legen großen Wert auf den Kommentar und haben hierfür eine spezielle Seite. Wichtig ist dabei, dass Fakten und Meinungen im Blatt getrennt sind.

Alle Zeitungen leiden zurzeit wirtschaftlich unter der Entwicklung des Internet. Wie sieht es diesbezüglich beim Jeudi aus?

Unsere Zeitung leidet wie alle anderen. Das neue Layout der Zeitung wurde auch in diesem Zusammenhang entwickelt. Wir werden im Rahmen des sog. „Storytelling“ Beiträge über eine Doppelseite entwickeln können und so einen gewissen Gegenpol zu den kurzen, schnellen Geschichten im Internet bieten können. Wir haben im Gegensatz zum Internet-Journalismus Zeit (eine Woche) und können dies nutzen, um wohlüberlegte, ausgefeilte Beiträge anzubieten. In diesem Sinne arbeiten wir gegen den schnellen Internet-Strom.

Wie bewerten Sie den politischen Einfluss von Le Jeudi auf die Luxemburger Gesellschaft im Jahr 2017?

Ich weiß nicht, ob wir einen Einfluss haben, aber ich merke, dass unsere Zeitung verstärkt ernst genommen wird. Wir bekommen mehr Reaktionen auf unsere Artikel, was vor Jahren vielleicht noch nicht so der Fall war. Wir haben diesbezüglich einen großen Schritt getan. Ich bin mir auch nicht sicher, ob die Einflussnahme unsere Rolle ist: Zu informieren scheint mir wichtiger.

Wie sehen die Zukunftspläne der Zeitung nach dem Jubiläum aus? Sie haben bereits das neue Layout angekündigt …

In der Tat wird Le Jeudi grafisch überarbeitet. Größere Fotos, luftigere Seiten gehören hierzu, aber auch längere Texte. Die „Architektur“ bleibt die gleiche, der Leser wird sich also auch künftig im Blatt zurechtfinden. Die Zeitung wird insgesamt grafischer werden. Mit diesem neuen Layout werden wir am 1. Juni eine Jubiläumsausgabe produzieren, die 20 Jahre politischer, wirtschaftlicher, kultureller und europäischer Aktualität nachzeichnet.

Neben Texten der Redaktion werden Interviews von Jean-Claude Juncker, Xavier Bettel, Yves Mersch und Serge Basso in dieser Nummer zu finden sein, aber auch Beiträge von Serge Allegrezza, Gaston Reinesch, Jo Kox und Nicolas Schmit sowie Arbeiten unserer treuesten Korrespondenten, unter ihnen der frühere Chefredakteur Jean Portante.
Auch Karikaturen unseres Zeichners André Faber werden in dieser seitenstarken Ausgabe zu finden sein.