Die Chamber-Panne: only in Luxembourg

Die Chamber-Panne: only in Luxembourg
(Tageblatt/Hervé Montaigu)

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Während Monaten diskutieren Politiker über den "Service public" der Medien in Luxemburg. Dass sie nicht verstehen, worum es eigentlich geht, zeigt die heutige Chamber-Farce.

Seit der Affäre RTL-Lunghi wird in Luxemburg über den öffentlichen Auftrag der Medien diskutiert. Niemand ließ es sich nehmen, seinen Senf zu dieser Debatte beizusteuern: Politiker, Journalisten und die breite Zivilgesellschaft – alle meldeten sich zu Wort.

Nun kann man die Medien und ihre Qualität an einer Vielzahl von Kriterien messen und darüber diskutieren, welche wichtiger sind. Über die Funktion von Journalismus lässt sich jedoch nur schwer streiten. Journalistische Medien dienen, ob privat oder öffentlich, wenn sie ein Informationsangebot im Programm haben, der Öffentlichkeit. Auch in Luxemburg.

Bis zu diesem Punkt müssten sich die Politiker in der „Chamber“ und in der Regierung einig sein. Ansonsten wäre es nur schwer zu begreifen, weshalb RTL Télé per Konzessionsvertrag finanziell unterstützt werden soll.

Allerdings zeigt die „Chamber TV“-Panne, dass Luxemburgs Politiker wohl nur der Form wegen über den „Service public“ diskutieren – und um Argumente zu finden, die eine neue Sparlogik salonfähig machen.

Denn wie kann es sein, dass vor versammelter nationaler Presse die Panne bei einem für die breite Öffentlichkeit quasi-inexistenten Chamber-PR-Medium dazu führt, dass ein Premierminister seine Rede zur Lage des Landes vertagt?

Print-, Radio-, TV- und Online-Journalisten sind vor Ort. Sie erreichen also zusammen das gesamte Land und sogar unterschiedliche Zielpublika. Wieso wird also das Funktionieren des politischen Werbefernsehens der normalen Presse vorgezogen?

Wer nun argumentiert, dass es eine ungefilterte Direktausstrahlung dieser Rede braucht, sollte sich eins vor Augen führen: RTL hat in Luxemburg einen vom Staat anerkannten öffentichen Auftrag und kann Videomaterial senden, genauso wie nicht vom Staat finanzierte private Medien.

Aus Sicht der Chamber ist demnach Polit-Promofernsehen wichtiger als das reichweitenstarke öffentliche Fernsehen. Dazu fällt einem nur die Devise des „Nation Branding“ ein: „Let’s make it happen“.

Die Regierung schert sich keinen Deut um den öffentlichen Auftrag und die Rolle der Medien. Es geht vielmehr um Werbung, ja, Eigenwerbung. Das Einzige, was also zu „happenen“ scheint, ist das verkrampfte Festhalten an der politischen PR-Maschine. Man stelle sich eine ähnliche Situation in Frankreich, Deutschland oder Belgien vor. Unvorstellbar, nicht wahr?