„Der soll jetzt aufstehen“

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Bürgerversammlungen sind in Luxemburg eher eine Seltenheit. In Steinfort wurde am Donnerstagabend über das kommende Containerdorf für Flüchtlinge diskutiert. Der Saal war rappelvoll.

Am Donnerstagabend organisierte die Gemeinde von Steinfort eine Bürgerversammlung zum Containerdorf das auf dem Park&Ride in der „rue Collart“ für Flüchtlinge gebaut wird. 330 Sitzplätze waren für diese Veranstaltung im „Centre Roudemer“ vorgesehen. Der Saal war voll. Einige Menschen in der letzten Reihe mussten sogar stehen.

Auch Innenminister Dan Kersch war mit dabei. Er erklärte auf die Schnelle worum es geht und schilderte die Stichdaten. 300 Flüchtlinge sind für die Gemeinde vorgesehen. Es könnten mehr werden, er werde jedoch versuchen, es bei den 300 zu belassen. 600 Container von je 15 Quadratmeter kommen nach Steinfort. Der Staat übernimmt alle Kosten.

Ängste

Dann waren die Bürger an der Reihe und konnten Fragen stellen, sowie Anmerkungen machen. Auffällig war die Multikulturalität der gestellten Fragen. So konnte man Wortmeldungen auf deutsch, französisch, englisch und luxemburgisch hören.

Die meisten Bürger schilderten ihre Ängste angesichts des Projekts. Immer wieder wurde gefragt, ob 300 Flüchtlinge nicht ein bisschen viel für so eine kleine Gemeinde sind. Eine Frau, sichtlich unzufrieden, macht einen Aufruf in den Saal. „Wenn jemand kein Problem damit hat, so ein Containerdorf in seinem Garten zu haben, dann soll er jetzt aufstehen“. Einige Menschen stehen auf, auch auf der Bühne.

Gratis-Kebab

Befürworter des Projektes ergriffen ebenfalls das Wort. Ein Mann erklärte, er habe schon öfters mit Flüchtlingen zusammengearbeitet, unter anderem mit einem Iraker, der jetzt einen Kebabstand in der Stadt besitzt. „Jetzt kann ich mir jederzeit einen gratis Kebab holen“, erklärt er lachend. Er finde es allerdings nicht richtig, dass einige Menschen nach einer gelungenen Integration zurückgeschickt würden.

Auch die Frage der eingeschleusten Terroristen kommt auf. „Unter den luxemburgischen Flüchtlingen während des zweiten Weltkriegs gab es deutsche Agenten“, erklärt der Innenminister. Man solle sich allerdings nicht von diesen Ängsten beeinflussen lassen, da das Ministerium alles Mögliche tut, um dies zu verhindern.

Doch nicht die Letzte

„Eine letzte Frage“, erklärt Jean-Marie Wirth (CSV), Bürgermeister von Steinfort. Ein junger Mann meldet sich zu Wort. „Eigentlich habe ich 20 Fragen vorbereitet“, erklärt er. Der Saal bricht in Gelächter aus. Schlussendlich stellt er drei, da der Bürgermeister ihm vorschlägt die Weiteren bei einem „Patt“ nach der Versammlung zu besprechen.

Jean-Marie Wirth scheint nach dem Ende der Veranstaltung zufrieden. „Ich habe das Gefühl, die Menschen sind positiv auf die Flüchtlingsaufnahme eingestellt“, sinniert er. „Natürlich muss man verstehen, dass einige Menschen Angst haben. Das ist normal“.

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