Der Tentakel des SREL

Der Tentakel des SREL
(Tageblatt-Archiv)

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Das ehemalige BMG-Mitglied Jos Steil hatte enge Kontakte zum Geheimdienst. Der SREL ging damals im Zentralarchiv der Gendarmerie und Police ein und aus.

Damals wie heute werden Personen, welche mit sicherheitsrelevanten Informationen hantieren oder zum Beispiel auf einem EU-Gipfel arbeiten, einer sogenannten „clearance“ (Freigabe für eine Schutzstufe)unterzogen. Ihr Privatleben und die Kontakte der betroffenen Person werden durchleuchtet. So auch für das Treffen der europäischen Staats- und Regierungschefs auf Kirchberg am 2. Dezember 1985. Dort hatten die „Bommeleeër“ unweit der Tagungsstätte einen Sprengsatz gezündet.

Jos Steil war bis zu seinem Wechsel in die „Direktion für Operationen“ der Gendarmerie verantwortlich für solche Sicherheitsüberprüfungen. „Er arbeitete hier eng mit dem SREL zusammen,“ sagt ein Zeitzeuge (Name der Redaktion bekannt) am Freitag gegenüber Tageblatt.lu. So seien die betroffenen Personen vom SREL durchleuchtet worden, Jos Steil stellte anschließend entsprechende „badges“ (Dienstausweise) in seinem Büro bei der Brigade Mobile aus. Als Sekretär stand ihm dabei François Hentzen zur Seite.

„Einen Bock geschossen“

Laut dem Zeitzeugen hatte der SREL damals auch Zugang zum Zentralarchiv von Gendarmerie und Police auf Verlorenkost. Hier fand man sämtliche Angaben über Leute, die mit dem Gesetz in Konflikt kamen. Der Zeitzeuge spricht von Karteikarten, auf die der SREL Einblick hatte.

„Der damalige Srel-Operationschef, Jean-Nicolas Bock, hat mit seinen Aussagen vor Gericht am vergangenen Mittwoch einen Bock geschossen,“ so der Zeitzeuge. Es gibt widersprüchliche Angaben, ob Jos Steil aktiv für den Geheimdienst gearbeitet hat, oder auch nicht. Bock hatte dies vor Gericht dementiert. Der Chefermittler in der Bommeleeër-Affäre, Carlo Klein, hat hier andere Informationen.

„Kam als Offizier überall hin“

Der Zeitzeuge wundert sich auch über den Gedächtnisverlust vom aktuellen Direktor der Polizeigeneralinspektion, Marc Zovilé. „Er habe damals als Bezirkskommandant sein Büro über der alten Gendarmeriebrigade gehabt. In dem Gebäude befanden sich damals neben dem Zentralarchiv, RIFO, Erkennungsdienst, Ermittler auch die Zentrale für Abhöraktionen oben auf dem Speicher. Er kam als Offizier überall hin. Er muss einfach mehr wissen,“ sagt der Zeuge.

Den damaligen Gendarmerie-Chef Aloyse Harpes bezeichnet der Zeuge als streng und gefürchtet. Offiziere wie Zovilé, Reuland, Schockweiler und andere muksten nicht gegen ihn auf. “ Das Gericht ist auf der richtigen Spur, betont der Zeuge. Kommende Woche werden erneut die beiden ehemaligen Polizeioffizier Pierre Reuland und Guy Stebens vor Gericht aussagen.