Der Picasso des Songs

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Bob Dylan wird 75. In seinem Leben hat er für seine Musik bereits jede erdenkliche Auszeichnung erhalten. Doch er ist nicht nur Musiker, sondern auch ein Dichter von Rang.

Gut 35 Millionen Google-Treffer finden sich zu Bob Dylan. Rund 100 Millionen Tonträger soll der legendäre Musiker verkauft haben – und damit weniger als Taylor Swift oder Justin Bieber. Doch mit schnöden Zahlen lässt sich das Kulturphänomen Dylan ohnehin nicht erfassen.

An seinem 75. Geburtstag hat Bob Dylan frei, die berühmte „Never Ending Tour“ macht Pause. Doch was heißt schon frei bei einem so rastlosen Künstler, der immer noch in kurzen Abständen Platten mit neuem oder altem Material herausbringt und an 100 Tagen des Jahres in den Hotels von Konzertstädten lebt.

Denn dass dieser so enorm einflussreiche US-amerikanische Singer-Songwriter auch ein Dichter von Rang ist, räumen selbst Experten mit einem engeren Verständnis von hoher Literatur ein. Seit 20 Jahren wird Dylan für die Auszeichnung nominiert, aber bisher hat es nie geklappt – trotz aller Poesie seiner Texte. Selbst als 2004 seine brillanten „Chronicles“ erschienen, eine humorvoll-lakonische Autobiografie vor allem über die frühen Jahre, ging er leer aus.

Dichter und Maler

Diese Zeit beschreibt Dylan dort so: „Amerika wandelte sich. Ich ahnte eine schicksalhafte Wendung voraus und schwamm einfach mit dem Strom der Veränderung. Das ging in New York genauso gut wie anderswo.“ Der „Picasso des Songs“ (so der ebenfalls nicht ganz unbegabte Kollege Leonard Cohen über Dylan) als Wellenreiter? Jedenfalls eine bescheidene Aussage von einem, der die populäre Musik revolutioniert und Liedtexte zur Kunstform erhoben hat.

Dylans Auszeichnungen sind kaum noch zu zählen: elf Grammys, der Oscar für einen Filmsong, der Pulitzer-Preis für „lyrische Kompositionen von außerordentlicher poetischer Kraft“, die 2012 von Präsident Barack Obama verliehene „Presidential Medal of Freedom“ als höchste zivile Auszeichnung der USA. Fast vergisst man, dass der Musiker auch als Schauspieler aktiv war („Pat Garrett jagt Billy the Kid“ von 1973, „Renaldo und Clara“ von 1978, „Masked And Anonymous“ von 2003). Und dass er als Maler durchaus ansehnlich dilettiert.

Sein Kollege Sean Wilentz aus Princeton, Autor des Buchs „Bob Dylan und Amerika“, sagt im dpa-Gespräch: „Seine Arbeit, damals wie heute, inspiriert, gefällt, unterhält und baut Menschen weltweit auf. Er ist ein großartiges amerikanisches Kulturgut.“ Er selbst sei „glücklich, zur selben Zeit gelebt zu haben wie Bob Dylan. Eines der größten Geschenke meines Lebens.“