„Der Nachahmer-Effekt existiert“

„Der Nachahmer-Effekt existiert“
(dapd/Julien Warnand)

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„Ich glaube, dass der Nachahmer-Effekt existiert“, so Jean Asselborn zu dem möglichen Terroranschlag in Berlin.

„Wenn man als Dschihadist sieht, was man mit einem LKW in Nice anrichten kann – mehr als 80 Tote –, glaube ich leider, dass etwas wie in Berlin auch von Dschihadisten begangen werden kann“, so Jean Asselborn gegenüber dem Tageblatt. Der Außenminister hält sich zurzeit in Kairo auf, um an einer Sitzung der Arabischen Liga teilzunehmen.

Am Montagabend war ein Sattelschlepper auf den Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche in Berlin gefahren. Mindestens zwölf Menschen wurden getötet, Dutzende verletzt. Das deutsche Bundeskriminalamt (BKA) hat im Auftrag des Generalbundesanwalts die Ermittlungen zu dem mutmaßlichen Terroranschlag übernommen. Ermittelt wird wegen Mordes und einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat.

„Keine Entschuldigungen, aber Wurzel verstehen“

„Was man hier sieht, sollte es sich um einen Terroranschlag handeln, sind die Konsequenzen eines Krieges, der bereits vor mehr als zehn Jahren angefangen hat“, so Asselborn in Anspielung auf den Irak-Krieg. Es bestehe deshalb eine reale Terrorgefahr für Europa. Umso mehr müsse der UN-Sicherheitsrat endlich funktionieren und für die gesamte Region langfristige und faire Lösungen gefunden werden.

„Es gibt keine Entschuldigungen für Terrorismus, doch man muss seine Wurzeln verstehen“, betont der Außenminister. Auch der Konflikt zwischen Palästinensern und Israelis gerate wieder in den Hintergrund. Dies sei eine ungesunde Entwicklung, die den Westen irgendwann wieder einhole.

Vorbote für 2017?

„Wir haben in Europa unglaubliches Glück, ein Leben in Würde zu führen. Im Irak gibt es hingegen Millionen von Menschen, die enorm leiden“, kritisiert Asselborn. Es sei klar, dass die Destabilisierung von Ländern im Nahen Osten schreckliche Konsequenzen zur Folge habe. Dies vor allem für unser Leben in Europa. „Ich hoffe, dass alles, was sich 2016 abgespielt hat, nicht erst der Auftakt für das ist, was sich 2017 entfalten könnte.“