Der Diskont des 21. Jahrhunderts

Der Diskont des 21. Jahrhunderts
(Ifinzi)

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Edebex, ein junges Unternehmen aus Belgien, wird im April in den luxemburgischen Markt eintreten. Das Tageblatt unterhielt sich mit CEO Xavier Corman.

Das Start-up wurde im Jahr 2013 gegründet, ein paar Monate später hatte es bereits einen Umsatz von 5 Millionen Euro. Seit der Gründung ist das Unternehmen laut eigenen Aussagen um 2.000 Prozent gewachsen. Die Geschäftsidee, die hinter dem Erfolg steht, ist recht simpel: Edebex ist eine Plattform, auf der Unternehmen ausstehende Rechnungen an Investoren verkaufen können und den Rechnungsbetrag in weniger als 72 Stunden erhalten, auch wenn der Kunde nicht zahlt.

„Die Geschäftsidee fußt auf einer Feststellung“, so Xavier Corman. „Es gibt Unternehmen, die haben zu viel Barmittel, und es gibt solche, die Probleme mit dem Geldfluss haben.“ Ein Viertel aller Unternehmen habe schon die Erfahrung gemacht, dass Geld, das die Kunden dem Unternehmen schuldeten, an anderer Stelle dringend gebraucht werde.
Oft sind dies Firmen, deren finanzielle Ratings nicht die besten sind und die demnach von klassischen Banken keine Unterstützung erhalten. „Das sind meistens kleine und mittlere Unternehmen“, so Corman. „Auf unserer Plattform kann der Kunde die ausstehende Rechnung verkaufen und erhält sein Geld innerhalb von ein paar Stunden.“

Überweisung innerhalb von Stunden

Damit geht der Kunde einer ganzen Reihe weiterer potenzieller Probleme aus dem Weg. „Wir schauen uns nicht die finanzielle Situation des Unternehmens an, wir werfen auch keinen Blick in die Unternehmensbilanz“, erklärt Corman. „Zu uns kommen auch Kunden, die kein Darlehen von ihrer Bank bekamen. Jeder kann zu uns kommen“, sagt er. „Das Risiko, dass es zu einem Totalausfall kommt, ist null. Der Kunde braucht auch keine Mahnungsschreiben zu verschicken.“ Doch ehe es so weit ist, muss sich der Kunde auf der Plattform einschreiben, das Jahresabo kostet 150 Euro. Nachdem die zu bezahlende Rechnung an Edebex eingereicht wurde, wird diese kontrolliert.
„Zuerst prüfen wir, ob die Rechnung echt ist. Existiert der Kunde, stimmt die Summe?“, so Xavier Corman. Dann errechnet Edebex das Ausfallrisiko. Je höher dieses ist, desto höher sind die Kosten für das Unternehmen.“ Nachdem eine Kreditversicherung abgeschlossen wurde, wird die Rechnung online gestellt.

Mehr Käufer als Verkäufer

Nun können andere Mitglieder der Plattform – meistens andere Unternehmen – diese Rechnung kaufen und das Geld dem Verkäufer zukommen lassen. „Wir haben mehr Käufer auf unserer Plattform als Verkäufer“, sagt der Firmenchef. „Es kommt vor, dass die Rechnung schon nach vier Stunden verkauft wird, maximal dauert es 72 Stunden.“ Wenn der Schuldner die Rechnung bezahlt hat, erhält der Investor sein Geld zurück.

Natürlich kostet diese Dienstleistung. Der Investor, der die Rechnung kauft, erhält zwischen 0,5 und 1,5 Prozent des Rechnungsbetrags. „Auf ein Jahr hochgerechnet kann dies bis zu sechs Prozent sein“, so Corman. Aber auch Edebex, der Mittler zwischen Käufer und Verkäufer, erhält seinen Teil. „Die Veröffentlichung kostet 25 Euro, und wenn der Käufer die Rechnung gekauft und bezahlt hat, erhalten wir maximal 2,75 Prozent.“ Die Kosten für den Verkäufer belaufen sich also maximal auf vier Prozent der Rechnungssumme.

Erfolg in Belgien und Frankreich

Mit diesem Geschäftsmodell hatte Edebex in den vergangenen drei Jahren großen Erfolg in Belgien und Frankreich, nun bietet es seine Dienstleistungen auch in Luxemburg an. Mittlerweile verfügt das Unternehmen über einen von der luxemburgischen Finanzaufsicht CSSF erstellten Pass.

„Man kann sagen, dass Luxemburg auf uns zugekommen ist“, erklärte Corman. Luxemburgische Unternehmen, die Geschäfte in Belgien machen, waren schon Kunde bei Edebex. „Wir haben viele Anfragen aus dem Großherzogtum erhalten, nun ist die Zeit gekommen, unsere Dienstleistung auch in Luxemburg anzubieten.“