Cattenom hat Mängel nicht behoben

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Das AKW Cattenom weist nach wie vor erhebliche Sicherheitsdefizite auf, so ein Beobachter der vergangenen Stresstests. Das AKW sei unter anderem nicht auf Erdbeben vorbereitet.

Die 2011 bei einem Stresstest festgestellten Sicherheitsmängel im französischen Atomkraftwerk Cattenom sind nach Ansicht eines Atomexperten nicht behoben worden. „Cattenom weist nach wie vor erhebliche Sicherheitsdefizite auf“, sagte der damalige Stresstest-Beobachter für Rheinland-Pfalz, das Saarland und Luxemburg, Dieter Majer, am Freitagabend in Trier. Die Anlage nahe der luxemburgischen Grenze sei „vom heutigen Stand der Wissenschaft und Technik“ weit entfernt. Sie habe auch nicht für „eine bestmögliche Schadensvorsorge“ nachgerüstet.

Die Anlage sei nicht auf ein Erdbeben nach heutigem geologischen Kenntnisstand vorbereitet, sagte Majer. Es gebe bautechnische Mängel: Über dem Brennelementelagerbecken befinde sich nur ein dünnes Dach, die „Notwarte“ für Störfälle sei strahlenschutztechnisch nicht ausgerüstet und die Notstromversorgung unzureichend. Die atompolitische Sprecherin der Grünen im rheinland-pfälzischen Landtag, Stephanie Nabinger, sagte, auch Fälle wie ein terroristischer Anschlag oder ein Flugzeugabsturz seien im Sicherheitskonzept unberücksichtigt.

850 Vorfälle

Rheinland-Pfalz, das Saarland und Luxemburg fordern seit mehreren Jahren die sofortige Stilllegung des pannengeplagten Meilers Cattenom. Seit Inbetriebnahme des ersten Reaktors 1986 gab es rund 850 Vorfälle. Im Jahre 2012 hatte es pro Monat vier Zwischenfälle gegeben. 2013 waren es insgesamt 36. Dabei unterscheidet die Anlage zwischen fünf Zwischenfällen und 31 Ereignissen. Außerdem gab es 21 Unfälle, davon vier, bei denen die Betroffenen länger als drei Tage krank geschrieben wurden. 2013 war Salzsäure in den Boden gelaufen. Tatsächlich konnten stundenlang insgesamt 156.000 Liter Salzsäure auslaufen, bevor der Fehler bemerkt wurde.

Die Reaktoren in Cattenom sind 1986, 1987, 1990 und 1991 in Betrieb genommen worden. Die Anlage beschäftigt mehr als 1.300 Mitarbeiter. Statt der ursprünglich vorgesehenen 40 Jahre, könnte das AKW auf über 60 Jahre Gesamtlaufzeit kommen. Der französische Betreiber will das Kraftwerk noch mehrere Jahrzehnte am Netz lassen.