„Briten erwartet gesalzene Rechnung“

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Der Brexit wird die Briten teuer zu stehen kommen. Jean-Claude Juncker nimmt am Dienstagmorgen vor einer Reihe belgischer Politiker kein Blatt vor den Mund.

Der Brexit wird die Briten teuer zu stehen kommen. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker nimmt am Dienstagmorgen vor einer Reihe belgischer Politiker kein Blatt vor den Mund. Dabei warnt er aber nicht nur die Briten. Es ist auch ein Appell an die Wachsamkeit und Einigkeit der 27 anderen EU-Staaten.

London steht kurz davor, Artikel 50 auszulösen. Dieser Schritt erlaubt es der britischen Regierung um Premierministerin Theresa May, die Austrittsverhandlungen aus der EU formell mit Brüssel zu beginnen. Als Ziel hierfür gilt der Monat März. Ab dem Datum läuft eine zweijährige Verhandlungsfrist, an deren Ende der Austritt Großbritanniens aus der EU besiegelt ist.

Lange und schwierige Gespräche

Juncker geht von „schwierigen Gesprächen“ aus. Diese würden Jahre dauern. Es gehe ja nicht nur um den Austritt, sondern um den Aufbau neuer Handelsbeziehungen mit am Ende einem neuen Freihandelsabkommen. „Die Briten müssen wissen – und sie wissen es -, dass es einen Ausstieg aus der EU nicht zum Billigtarif und schon gar nicht zum Nulltarif gibt“, so Juncker.

Großbritannien müsse seine eingegangenen europäischen Verpflichtungen einhalten. Demnach werde die Rechnung, „vielleicht etwas salopp formuliert, extrem gepfeffert sein“. Die EU-Kommission hielt sich bislang bedeckt, wenn es um eine genaue Strafzahlung für die Briten ging. Aus Expertenkreisen verlautet immer wieder eine Summe von 60 Milliarden Euro. Das ist mehr oder weniger das, was die Briten für das gemeinsame EU-Budget bereits zugesagt haben oder an Pensionszahlungen für europäische Beamte schulden werden.

„Ohne Churchill gebe es uns nicht“

Auch Juncker will sich hierzu nicht konkreter äußern. „Wir dürfen diese Sache nicht in Feindschaft angehen“, fügt Juncker hinzu. Europa verdanke dem Vereinigten Königreich viel. „Ohne Churchill gebe es uns nicht, und das sollte man nicht vergessen“, so Juncker, der gleichzeitig davor mahnt, „naiv zu sein“.

Wer vom Europäischen Binnenmarkt profitieren wolle, müsse die vier Freiheiten der EU inklusive der Freizügigkeit der Arbeitnehmer respektieren. Das ist für Juncker „ein zentraler Punkt“. Die britische Regierung will die Arbeitnehmer- und Niederlassungsfreiheit für EU-Bürger im Vereinigten Königreich einschränken.

„Unsere britischen Freunde müssen verstehen, dass wir die europäische Integration vorantreiben wollen“, stellt Juncker klar. Der Brexit aber sei „eine Krise, die uns alle betrifft“. Juncker befürchtet in dieser Hinsicht, dass viele Länder denken würden, diese Sache habe sich bereits geregelt, doch „das hat sie nicht“, unterstreicht der ehemalige luxemburgische Premierminister.