Börsen und Euro auf Talfahrt

Börsen und Euro auf Talfahrt
(AFP)

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Sorgen um die Stabilität der Euro-Zone nach den Wahlen in Griechenland und Frankreich haben am Montag die Börsen in Asien und Europa belastet. Der Euro rutschte unter die Marke von 1,30 Dollar.

Vor allem die Ungewissheit über die Regierungsbildung in Griechenland beunruhigte die Anleger. Der Sieg des Sozialisten François Hollande bei der Präsidentenwahl in Frankreich war zwar weitgehend erwartet worden. Aber Hollandes Ankündigung, die vor allem von Deutschland verfolge Sparpolitik nicht unverändert weiterzuführen, sowie das schlechte Abschneiden der Regierungsparteien in Griechenland schürten Bedenken, dass die Bemühungen um Haushaltssanierung und Reformen in Europa ins Stocken geraten. Diese Anstrengungen gelten an den Märkten als ausschlaggebend, um die Schuldenkrise in den Griff zu bekommen.

Die Wahlergebnisse in Frankreich und Griechenland haben Börsianern zufolge am Montag die Furcht der Anleger vor einem Ende der europäischen Sparbemühungen geschürt. Dax und EuroStoxx50 verloren zur Eröffnung jeweils rund ein Prozent auf 6.503 beziehungsweise 2.221 Punkte. Der Euro geriet ebenfalls unter Druck und kostete mit 1,3007 Dollar einen knappen US-Cent weniger als zum New Yorker Freitagsschluss. Im Gegenzug kletterte der Bund-Future auf ein neues Rekordhoch von 142,44 Zählern. Die Renditen der französischen und griechischen Anleihen zogen an.

Verunsicherung macht sich breit

„Die Kluft zwischen den Politikern und den Wählern vergrößert sich“, sagte Steen Jakobsen, Chef-Ökonom der Saxo Bank. „Das sehen wir in Griechenland und Frankreich. Die Wähler senden eine klare Botschaft: ‚Wir sind zu diesen Reformen nicht bereit‘. Dies ist besorgniserregend. Wir stehen vor einer großen Krise in Europa, wirtschaftlich und sozial.“

Zu den größten Verlierern zählten die Finanzwerte, die besonders sensibel auf Nachrichten zum Thema Schuldenkrise reagieren. Der europäische Bankenindex fiel um 1,3 Prozent.

Asiens Börsen auf Talfahrt

Der Index für Aktien aus dem Asien-Pazifik-Raum ohne Japan gab 2,3 Prozent auf den niedrigsten Stand seit drei Monaten nach. Auch in Tokio rutschte der 225 Werte umfassende Nikkei-Index auf ein Drei-Monats-Tief und gab 2,5 Prozent auf 9150 Punkte ab. Der breiter gefasste Topix-Index verlor 2,4 Prozent auf 774 Zähler. Die Börsen in Hongkong, Shanghai, Seoul, Taiwan und Australien verloren bis zu zwei Prozent. „Der Markt ist nicht glücklich über die Wahlergebnisse“, sagte Chef-Investmentstratege Jack Ablin von Harris Private Bank.

Investoren betrachteten den Ausgang in Griechenland als ersten Schritt in Richtung eines Austritts aus der Euro-Zone. Über Griechenland gebe es viele Fragezeichen, sagte Richard Yetsenga von ANZ Research. Da unklar sei, wer die Regierung bilden kann, stelle sich auch die Frage, wie lange sich die neue Führung halten könne und ob sie den von den Geldgebern verlangten strikten Konsolidierungskurs fortsetzen werde.

Mit großer Wahrscheinlichkeit haben die beiden Regierungsparteien in Griechenland die Mehrheit verfehlt. Die Wähler liefen in Scharen zu den Kritikern der harten Sparprogramme.

„Dream-Team“ Merkel und Hollande?

Im Falle Frankreichs treibt die Anleger um, ob sich der künftige Präsident Hollande und Bundeskanzlerin Angela Merkel auf einen gemeinsamen Kurs einigen können. Merkel lud Hollande kurz nach dessen Wahlsieg zu einem baldigen Besuch nach Berlin ein. „Da wird nichts bei herumkommen“, sagte Jeff Sica, Chef der Anlageberatungsfirma Sica Wealth Management. „Das sind zwei polare Gegensätze. Die Chancen, dass sich die beiden auf irgendetwas einigen können, sind gering.“ Zu den Unsicherheiten in Europa gesellten sich Sorgen um den Zustand der US-Wirtschaft, nachdem die jüngsten Arbeitsmarktdaten mau ausgefallen waren. Im April wurden so wenig Stellen geschaffen wie seit einem halben Jahr nicht mehr.

Bei den Einzelwerten standen in Asien Autokonzerne und Handelshäuser im Fokus. Renault und der japanische Partner Nissan hatten am Donnerstag mitgeteilt, den Produzenten der russischen Traditionsmarke Lada zu übernehmen. An der Börse sorgte diese Nachricht für keine Jubelsprünge. Die Nissan-Aktie fiel am Montag um 4,4 Prozent. Am Donnerstag und Freitag war die Börse in Tokio geschlossen geblieben. Beim Rennen um den US-Getreidehändler Gavilon gelten japanische Handelshäuser Kreisen zufolge als aussichtsreiche Bieter.

Doch dies half den Kursen nicht auf die Sprünge. Für Marubeni ging es drei Prozent nach unten, Mitsubishi Crop büßte vier Prozent und Mitsui fünf Prozent ein.